Nürnberg beginnt mit Sanierung
Reichsparteitagsgelände soll erhalten weden
Nürnberg (dpa/nd). Die Stadt Nürnberg treibt die kostspielige Sanierung des früheren Reichsparteitagsgeländes voran - und beginnt damit in Eigenregie. Zunächst sollen einer der 34 Türme und etwa zehn Prozent der Tribüne auf dem Zeppelinfeld für drei Millionen Euro saniert werden. Aus den Erfahrungen dieser Arbeiten soll hochgerechnet werden, was es kosten würde, alle Bauwerke auf dem Aral instand zu setzen - um dann Bund und Land mit ins Boot zu holen, wie Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sagte. Eine grobe Kostenschätzung ging zuletzt von 60 bis 70 Millionen Euro aus.
Es sei ein spannendes Experiment, weil es keine vergleichbaren Bauten gebe, sagte die technische Leiterin des Nürnberger Hochbauamtes, Petra Waldmann, am Donnerstag. Diktator Adolf Hitler hatte das Zeppelinfeld einst für seine Propagandaaufmärsche genutzt. »Wir wollen herausfinden, welches Material damals verbaut wurde und was noch weiter verwendet werden kann«, erklärte Waldmann. Am Turm soll das Dach abgedichtet werden. »Auch da wissen wir nicht, was uns erwartet.« Bis Ende 2014 soll die Hochrechnung der Gesamtkosten vorliegen.
Es gehe jedoch nicht darum, die Bauwerke aufzuhübschen oder etwas aus der Zeit der Reichsparteitage wieder herzustellen, betonte er. »Das Reichsparteitagsgelände soll als geschichtlich authentischer Lernort für künftige Generationen erhalten werden.« Ein Besuch am Ort der Täter könne bei jungen Menschen vermutlich mehr bewirken als zehn Stunden Frontalunterricht.
Am Montag hatte bereits Finanzminister Markus Söder (CSU) eine millimeter genaue Vermessung der Zeppelintribüne und der ehemaligen NS-Kongresshalle vorgestellt. Er hatte dies als Grundlage für die geplante Sanierung bezeichnet. »Für unsere Arbeiten sind die Daten nicht relevant«, sagte jetzt Maly. Die bayerische Vermessungsverwaltung habe die Daueraufgabe, Gebäude zu vermessen und das tue sie schon seit Monaten auf dem Reichsparteitagsgelände.
ZEPPELINFELD: Von Albert Speer entworfen, entstand dort ein 300 mal 300 Meter großes Aufmarschgelände. Auf dem Feld konnten sich 200 000 Menschen versammeln.
KONGRESSBAU: Der 275 Meter lange und 265 Meter breite Rundbau war für Tagungen der NSDAP vorgesehen und sollte 50 000 Zuschauern Platz bieten.
GROSSE STRASSE: Die auf 60 Meter Breite und zwei Kilometer Länge angelegte Straße sollte die zentrale Achse des damaligen Reichsparteitagsgeländes werden.
LUITPOLDHAIN: Hier fanden Massenaufmärsche von NS-Verbänden, wie SA und SS, mit bis zu 150 000 Teilnehmern statt. Die Stadt hat das Gelände wieder zu einem Park umgestaltet.
dpa/nd
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