Brüderlicher Besuch aus Rom
Vatikan schickt ranghohen Vertreter zu Limburgs umstrittenen Bischof Tebartz-van Elst
Langsam wird es ernst für den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Der Kirchenmann mit dem doppelten Doppelnamen steht seit Monaten in der Kritik. Unter anderem weil die Kosten für den Umbau seines Bischofssitzes geradezu explodiert sind. Ursprünglich waren hierfür 5,5 Millionen Euro bereitgestellt worden. Nach Berichten des »Spiegel« rechnet man mittlerweile mit bis zu 20 Millionen Euro. Grund für die ausufernden Kosten sollen die vielen Sonderwünsche des Bischofs sein, darunter eine Privatkapelle für das ganz persönliche Gespräch mit Gott. Doch nicht nur sein Hang zum schönen Leben sorgt für Unmut beim Kirchenvolk. Auch sein autoritärer Führungsstil war des öfteren Anlass für böse Briefe - sowohl von kirchlichen Laien als auch vom eigenen Klerus. Letzter Akt in dem Drama war ein offener Brief von Frankfurter Katholiken, den bis zum 3. September bereits mehr als 4300 Gläubige unterzeichnet hatten. Darin heißt es, die Zukunft des Bistums sei in »in hohem Maß gefährdet« und die Leitung - also der Bischof - müsse »umgehend einen anderen Weg einschlagen«.
Der so kritisierte schlug daraufhin tatsächlich einen anderen Weg ein, nämlich den nach Rom. Dort im Vatikan soll es zu einem Treffen mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kurienkardinal Marc Quellet, gekommen sein. Bei dem Gespräch habe der umstrittene Deutsche »größte Unterstützung und Solidarität« erfahren, behauptete Bistumssprecher Stefan Schnelle gegenüber dem katholischen Nachrichtenportal kath.net. Dass Quellet sich tatsächlich solidarisch zeigte, darf bezweifelt werden. Dagegen spricht, dass sich die katholische Kirche unter ihrem neuen Oberhaupt Papst Franziskus ein anderes Image verordnet hat. Franziskus ist der Meinung, dass Geistliche konsequent dem Gebot der Armut folgen müssten. »Es tut mir weh, wenn ich einen Priester oder eine Nonne in einem nagelneuen Auto sehe. So etwas geht nicht«, sagte Franziskus kürzlich vor Priesterschülern. Angesichts dieser Vorzeichen scheint es schwer vorstellbar, dass der Vatikan den Lebenswandel des Bischofs gutheißt.
Zuerst einmal schickt Rom jedoch mit Kardinal Giovanni Lajolo einen seinen versiertesten Diplomaten ins zerstrittene Bistum. Der Papst-Gesandte wurde am Montag in Limburg erwartet. Kardinal Lajolo gilt als Spezialist für heikle Fälle. Zudem weiß er, wie die deutschen Katholiken ticken, war er doch zwischen 1996 und 2003 Vertreter des Heiligen Stuhls in der Bundesrepublik.
Zwar betont das Bistum, der Kardinal komme zum »brüderlichen Besuch«, doch die Geheimniskrämerei um den Gesandten lässt Gegenteiliges vermuten. Der zuständige Sprecher wollte der Nachrichtenagentur AFP am Montag nicht einmal bestätigen, dass der Kardinal bereits vor Ort sei. Zuvor hatte derselbe Sprecher betont, dass es sich bei dem Besuch aus Rom keinesfalls um eine Apostolische Visitation handele. Eine solche Visitation gilt als Ausdruck päpstlichen Misstrauens gegenüber der Amtsführung des Bischofs und wäre der erste Schritt zur Absetzung des Betroffenen. Wenige Tage zuvor soll Tebartz-van Elst aber selbst um eine solche Visitation gebeten haben.
Einer der schärfsten Kritiker des Bischofs, der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, verbindet große Hoffnungen mit dem Besuch. Sollte er den Gesandten treffen, so Eltz gegenüber der »Frankfurter Rundschau« vom Montag, dann werde er diesem »in aller Offenheit sagen, dass ich den Bischof in der Ausübung seines Dienstes behindert sehe, weil sich das Bistum in einer tiefgreifenden, zerstörerischen Vertrauenskrise befindet«.
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