Auf Kosten von 25 Millionen
Simon Poelchau über eine Oxfam-Studie, der zufolge weitere 25 Millionen Menschen bis 2025 in Europa in Armut leben werden
In der Europäischen Union leben rund eine halbe Milliarde Menschen. Weitere 25 Millionen von ihnen könnten einer Studie der Organisation Oxfam zufolge bis 2025 in die Armut abrutschen. Damit wären dann 150 Millionen Menschen in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet.
Die Zeiten also, in denen es in der EU so etwas wie einen zumindest bescheidenen Wohlstand für die breite Bevölkerung gab, sind endgültig vorbei. Den Grund sieht Oxfam in der rigiden Sparpolitik der europäischen Regierungen. Denn im Kampf gegen die Staatsschulden setzten die Entscheider vor allem auf Kürzungen im sozialen Bereich und der Schwächung der Arbeitnehmerrechte. Dies führte die Krisenländer nicht nur in eine Rezession, wie selbst der Internationale Währungsfonds schon seit Längerem einräumt. Diese Politik ist auch zutiefst ungerecht. Denn damit zahlt die breite Bevölkerung für die Rettung der Banken. Schließlich müssen die Schuldenberge abgetragen werden, weil sich die Regierungen für die Rettung der Finanzinstitute massiv verschuldeten. Diese Sachlage ist zwar nicht neu, doch die Oxfam-Studie macht erneut deutlich, wie sehr sich die soziale Schieflage in Europa verschärft hat.
Und sie wird noch weit aus größer werden, wenn nicht endlich das Ruder herumgerissen wird. Leider ist dies aber nicht zu erwarten. Es fehlt nämlich bei den meisten, die gerade das Ruder halten, der Wille oder Mut dazu. Denn dafür müssten sie auch einigen etwas nehmen - und zwar denen, die von der jetzigen Austeritätspolitik profitieren.
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