»Bild« kämpft für die FDP

Jürgen Amendt über die FDP-Zweitstimmenkampagne

  • Lesedauer: 2 Min.

Haben Sie sich kürzlich über Ihre Chefin geärgert, weil diese Sie gegenüber Kollegen runtergemacht hat? Werden Sie bei Facebook regelmäßig gemobbt? Wenden sich Freunde reihenweise von Ihnen ab? Kurzum: Haben Sie Angst, Ihr Leben könnte aus dem Ruder laufen? Ja? Dann brauchen Sie professionelle Hilfe. Wenden Sie sich doch an die »Bild«-Zeitung, denn diese verspricht: »›Bild‹ kämpft für Sie«. Ja, auch für Sie, lieber Philipp R. und Guido W. »Bild« hat schon vielen Menschen zu ihrem guten Recht verholfen, kann aber nicht immer zur Seite springen, denn in manchen Fällen »ist es uns sogar vom Gesetzgeber verboten«, heißt es auf der Webseite der »Bild« einschränkend.

Für Philipp und Guido hat der Springer-Konzern in seiner gestrigen Ausgabe eine Ausnahme gemacht. Eine ganze Seite Wahlhilfe für die FDP, versteckt in einer als Interview getarnten Wahlanzeige, dazu eine halbe Titelseite mit Rösler, Westerwelle, zwei »Bild«-Reporterinnen und Ex-Außenminister Dietrich Genscher auf dem Sofa - soviel Parteinahme für einen Wahlverein, der bereit ist, sich für jeden Unions-Anhänger zu prostituieren, nur damit dieser sein Kreuz bei der FDP macht, ist auch in dieser Offenheit selten in der deutschen Medienlandschaft. Bei Springers muss die davor Angst groß sein, dieses Land könnte nach 64 Jahren mit dem Abgang der FDP aus dem Parlament eine historische Zäsur erleben.

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