Ägyptisches Gericht verbietet Muslimbruderschaft
Gerichtsentscheidung in Kairo
Kairo (Agenturen/nd). Ein ägyptisches Gericht hat die Muslimbruderschaft verboten. Das Gericht beschloss am Montag in Kairo außerdem, das Vermögen und die Immobilien der Islamistenbewegung zu konfiszieren.
Die ägyptische Justiz hat laut einem Bericht des Staatsfernsehens sämtliche Aktivitäten der islamistischen Muslimbruderschaft untersagt. Ein Gericht habe außerdem angeordnet, das Vermögen der Muslimbrüder einzuziehen, hieß es in dem Bericht vom Montag weiter.
Die Muslimbrüder hatten Ende 2011 die Parlamentswahlen gewonnen. Der aus ihren Reihen hevorgangene Staatschef Mohammed Mursi wurde Anfang Juli nach nur einem Jahr im Amt vom Militär gestürzt. Seine Anhänger demonstrierten daraufhin wochenlang.
Bei der gewaltsamen Räumung zweier Protestlager der Muslimbrüder in Kairo wurden Mitte August hunderte Menschen getötet. In den folgenden Wochen wurden 2000 Mitglieder der Muslimbrüder festgenommen, darunter nahezu die gesamte Führungsriege der Islamisten. Der Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, und seine zwei Stellvertreter wurden wie Mursi wegen Anstiftung zum Mord angeklagt.
Erst vor wenigen Tagen hatten in mehreren ägyptischen Städten Hunderte Islamisten erneut gegen die Übergangsregierung und die Entmachtung der Muslimbruderschaft demonstriert. Während es bei Kundgebungen in der Hauptstadt Kairo am Freitag ruhig blieb, kam es in der Stadt Suez zu Zusammenstößen zwischen Anhängern der Muslimbrüder und ihren Gegnern. Dabei sei auch aus Schrotflinten geschossen worden. Wie die Zeitung Nachrichtenportals youm7 unter Berufung auf Mediziner berichtete, wurden dabei zwei Menschen verletzt.
Die Muslimbrüder fordern, dass der nach Massenprotesten am 3. Juli entmachtete islamistische Präsident Mohammed Mursi wieder als Staatschef eingesetzt wird. Zu Tausenden hatten sie zunächst in Zeltstädten vor der Rabea-al-Adawija-Moschee und auf dem Al-Nahdha-Platz dafür demonstriert. Mitte August räumten die Sicherheitskräfte die Protestlager. Hunderte Menschen wurden dabei getötet.
In Kairos Stadtteil Nasr City wurde derweil ein öffentlicher Trauermarsch für einen beim Einsatz gegen Islamisten getöteten General abgehalten. Er war ums Leben gekommen, als Sicherheitskräfte die Islamisten-Hochburg Kerdasa im Kairoer Umland am Donnerstag stürmten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.