Linkspartei: SPD-Basisentscheid ist eine »Farce«
Riexinger kritisiert fehlende Alternative bei der Abstimmung - »Rot-Rot-Grün ist eine Option« / Dagdelen: SPD begeht »Wahlbetrug«
Berlin (nd). Das klare Votum des SPD-Parteikonvents für Sondierungsgespräche mit der Union ist bei der Linkspartei auf Kritik gestoßen. Die Führung der Sozialdemokraten habe »die Basis überrumpelt. Ein Mitgliederentscheid ohne Alternativen ist eine Farce«, sagte der Linkenvorsitzende Bernd Riexinger der Onlineausgabe des »Handelsblattes«. Es wäre »ein großer Fehler, wenn sich die SPD nur auf Sondierungen mit der Union beschränken würde«.
Zuvor hatte Riexinger die SPD in der »Mitteldeutschen Zeitung« aufgefordert, auf die Linkspartei zuzugehen statt mit CDU und CSU zu verhandeln. »Die SPD wäre sicher gut beraten, ergebnisoffen und in alle Richtungen zu sondieren«, zitiert die Zeitung den Linken-Politiker. »Sonst wird sie auf Dauer zur Nichtregierungsorganisation. Rot-Rot-Grün ist eine Option, solange Merkel keine Kanzlermehrheit hat. Die Kanzlerwahl ist geheim, die Kanzlerwahl ist offen, wir sind bereit zu reden.«
Ein solches indirektes Angebot, die Sozialdemokraten unter Umständen bei einer Kanzlerwahl zu unterstützen, wiederholte Riexinger gegenüber »Handelsblatt« online. »Der Rückzug Steinbrücks würde eigentlich vieles einfacher machen. Ihn hätten wir niemals zum Kanzler gewählt«, sagte der Linksparteichef. »Es gibt überhaupt keinen Grund, Merkel die Kanzlerschaft zu schenken«, zitiert ihn das Portal.
Die Linken-Politikerin Sevim Dagdelen erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, die SPD »kriecht mal wieder ins Bett einer Großen Koalition und begeht Wahlbetrug statt mit Linken mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen«.
Am Freitagabend hatte sich die übergroße Mehrheit der Delegierten eines SPD-Parteikonvents für Sondierungsgespräche mit der Union über eine Große Koalition und ein verbindliches Mitgliedervotum über einen möglichen Koalitionsvertrag ausgesprochen. Steinbrück erklärte am Freitagabend, er strebe keine Ämter mehr in Partei oder Fraktion an. SPD, grüne und Linkspartei haben im Bundestag zusammen eine knappe Mehrheit der Mandate.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.