Lagostinos vom Alpenrand

In Bayern könnte es bald heimische Garnelen geben - mit Hilfe eines Biomassekraftwerkes

  • Paul Winterer, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Garnelen aus Bayern - bisher kein Thema. Doch das könnte sich bald ändern. Ein Unternehmer aus dem Pfaffenwinkel plant die erste Garnelenfarm im Freistaat, im Sommer 2015 könnte es losgehen.

Altenstadt. Frische Forellen aus bayerischen Gebirgsflüssen oder Renken aus einem der Seen am Alpenrand - Köstlichkeiten, die Freunde von Fischgerichten zu schätzen wissen. Schon bald könnten Garnelen aus oberbayerischer Zucht als Gaumenfreude dazukommen. Christian Grundner hat eine Vision: Der Betreiber eines Biomasseheizkraftwerkes in Altenstadt (Landkreis Weilheim-Schongau) will Bayerns erste Garnelenfarm bauen. Die Energie zur Erwärmung des Wassers auf 30 Grad hat er schon.

An die fünf Millionen Euro will sich der 43-Jährige die Sache kosten lassen. Im kommenden Fe-bruar rechnet der Kraftwerkschef mit der Baugenehmigung. »Im Sommer 2015 könnte die erste Anlage in Betrieb gehen«, hofft Grundner, »im Jahr darauf die zweite.« Jedes Jahr will er rund 30 Tonnen Garnelen züchten, wie er dem »Münchner Merkur« schon einmal verriet. Das aus Tiefbrunnen geschöpfte und danach erwärmte Wasser wird mit Salz vermischt - exakt 10 Gramm pro Liter sollen es sein. »Garnelen brauchen warmes Salzwasser«, erläutert Grundner. Die Larven für die Garnelenzucht will der Visionär aus Hawaii oder Florida beziehen. Langfristig schwebt Grundner vor, auch die Reproduktion von Larven selber in die Hand zu nehmen. »Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.« Zur vollen Reife brauchen die Riesengarnelen - Lagostinos - zwischen fünf und sieben Monate Zeit. Bis zu 30 Gramm sollen sie wiegen und mehr als zehn Zentimeter lang sein.

Die Garnelen werden sofort nach der Tötung frisch auf Eis verpackt und an die Kunden geliefert. »Ich denke dabei an die Edelgastronomie und die Hotellerie«, sagt Grundner. Auch übers Internet will der Unternehmer seine Ware vermarkten - die Geschäfte der Region nicht zu vergessen.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium steht dem Vorhaben aus Altenstadt aufgeschlossen gegenüber. Zwar hätten die Fachleute im Haus noch keine Kenntnis von der geplanten Garnelenfarm, sagt ein Sprecher, aber ein eventueller Antrag auf Förderung aus dem europäischen Fischereifonds würde in jedem Fall geprüft. Allerdings müsse Grundner darlegen, ob seine Garnelenfarm betriebswirtschaftlich sinnvoll ist.

Zudem legten die Veterinärbehörden Wert darauf, dass die Garnelen artgerecht gezüchtet und getötet werden, ergänzt der Sprecher. Grundsätzlich sei der Gedanke, die Abwärme von Biogasanlagen für derartige Warmwasserkreislaufanlagen zur Fisch- oder Garnelenaufzucht zu nutzen, durchaus vernünftig.

In seinem Biomasseheizkraftwerk verbrennt Grundner jährlich 100 000 Tonnen Alt- und Abfallholz, aber auch Schwachholz aus Wäldern. 25 000 Haushalte werden mit dem dabei erzeugten grünen Strom versorgt. Die Treibhausgasersparnis gegenüber einem Kraftwerk, das deutsche Steinkohle einsetzt, beziffert der Unternehmer auf rund 60 000 Tonnen CO2 pro Jahr.

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