- Politik
- Person
Selbstherrlich
Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst hat es gern etwas exklusiver
Wenn ein konservativer Katholik wie der hessische CDU-Mann Jochen Riebel dem amtierenden Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst öffentlich attestiert, »raffinierter Betrüger oder krank« zu sein, dann muss die Not groß sein. Dass sich der Ex-Europaminister als Mitglied im bischöflichen »Vermögensverwaltungsrat« nun ausgerechnet von dem Würdenträger »hinters Licht geführt« sieht, der ihn Anfang 2013 im Auftrag des Vatikans zum Komtur des Päpstlichen Ritterordens des Heiligen Gregors des Großen erhoben hatte, lässt eines ahnen: Der Brand unter dem katholischen Dach könnte bald außer Kontrolle geraten.
Der 1959 am Niederrhein geborene Theologe Franz-Peter Tebartz-van Elst hat einen steilen Aufstieg hinter sich. 1985 zum Priester geweiht, qualifizierte er sich später für eine Professur an der Universität Passau. Er wurde 2004 Weihbischof in Münster und 2008 dank guter Drähte zum damaligen Papst Benedikt XVI. als neuer Limburger Bischof inthronisiert. Die Hoffnungen auf frischen Wind und neue Wege zur Eindämmung der Mitgliedererosion in den Gemeinden, die er zunächst verkörpert haben mag, machte Tebartz-van Elst rasch zunichte. So wurde in Kirchenkreisen immer offener Kritik an seiner autokratischen Amtsführung, Selbstherrlichkeit und Neigung zum Luxus laut. Sein zunächst dementierter Flug erster Klasse zu einem Besuch in indischen Slums 2012 nagte an seinem Ansehen.
Als Kritiker des Bischofs fasste jüngst der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz das Unbehagen vieler Gemeindeglieder an der Preisexplosion für den neuen Limburger Bischofssitz in Worte. Noch vor Wochen empörte sich die katholische Welt über eine Summe von zehn Millionen Euro. Inzwischen werden die Baukosten auf über 31 Millionen veranschlagt. So könnten Luxus und Prunk, die mit dem päpstlichen Anspruch einer »Kirche für Arme« unvereinbar sein dürften, Tebartz-van Elst das Amt kosten. Ob er die Krise aussitzt, von selbst abtritt oder der Vatikan dem Begehren vieler Katholiken entspricht und ihn »weglobt«, bleibt abzuwarten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.