Bischöfe gehen auf Distanz zu Tebartz-van Elst
Kein bischöflicher Brief an die Gläubigen im Bistum Limburg
Limburg/Frankfurt a.M. (epd/nd). Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst verliert zunehmend an Rückhalt. »Ich erlebe zum ersten Mal, dass ein Strafbefehl gegen einen Bischof beantragt wird«, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der »Passauer Neuen Presse« (Samstagsausgabe): »Wenn das vom Gericht bestätigt wird, haben wir eine neue Lage.« Trotz der anhaltend scharfen Kritik will sich der Limburger Bischof nun doch nicht in einem Brief an die Katholiken des Bistums wenden.
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke legte Tebartz-van Elst nahe, sich zu entschuldigen und weitere Konsequenzen zu ziehen. »Mir tut es weh für unsere Kirche. So darf Kirche nicht sein«, sagte Jaschke im Interview mit der Tageszeitung »Die Welt« (Samstagsausgabe).
Auch aus der Justiz steigt der Druck auf den Limburger Oberhirten. Mittlerweile seien neun Anzeigen wegen des Vorwurfs der Untreue im Zusammenhang mit der Kostenexplosion bei der neuen Bischofsresidenz eingegangen, sagte der Sprecher der Limburger Staatsanwaltschaft, Hans-Joachim Herrchen, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Staatsanwaltschaft wird nach den Worten von Herrchen bis Ende nächster Woche prüfen, ob es einen hinreichend konkreten Anfangsverdacht gibt.
Am Donnerstag hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft bekanntgegeben, dass sie den Erlass eines Strafbefehls gegen Tebartz-van Elst wegen falscher Versicherungen an Eides Statt in zwei Fällen beim Amtsgericht beantragt hat. Dabei geht es um Erklärungen des Bischofs im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien, mit denen er Veröffentlichungen im Magazin »Der Spiegel« untersagen lassen wollte. Der Limburger Bischof steht seit Wochen wegen seines Führungsstils, der Kostenexplosion beim Bau des 31 Millionen Euro teuren Diözesanen Zentrums und der Flugaffäre in der Kritik.
Nach Ansicht von Erzbischof Zollitsch wäre die gerichtliche Bestätigung des Strafbefehls ein Wendepunkt. Indirekt legte er dem Limburger Bischof für diesen Fall den Rücktritt nahe. Bischof Tebartz-van Elst müsse die Dinge mit der nötigen Selbstkritik bewerten. »Ich wüsste allerdings nicht, wie ich mit diesen Vorwürfen leben könnte«, sagte Zollitsch. Er bekräftigte, bei seiner Audienz beim Papst in der kommenden Woche werde er auch über den Fall Tebartz-van Elst sprechen.
Der Hamburger Weihbischof Jaschke erklärte: »Der Bischof von Limburg verdient Fairness. Wir sollen nicht auf ihn eintreten, wo er doch schon am Boden liegt.« Aber er sollte sich auch nicht selbstgerecht verteidigen, fügte Jaschke hinzu, der damit rechnet, dass der Vatikan in der kommenden Woche Schritte unternehmen wird, um die Situation in Limburg zu beruhigen. Jaschke: »Der Papst wird ihn nicht so schnell absetzen, muss aber doch handeln.«
Eine Sprecherin des Bistums Limburg sagt am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es entgegen einer urprünglichen Ankündigung keinen Brief des Bischofs an die Gläubigen geben werde. In einem Interview der »Bild«-Zeitung hatte Tebartz-van Elst am Donnerstag angekündigt, sich am Wochenende in dieser Form an die Menschen im Bistum wenden zu wollen, um »manches klarzustellen«. In dem Interview wies der Limburger Bischof den Vorwurf des verschwenderischen Umgangs mit Geld zurück.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, forderte Papst Franziskus indirekt zu schnellem Handeln auf. »Es sind rasche Entscheidungen notwendig«, sagte er dem »Kölner Stadt-Anzeiger« (Freitagsausgabe). Der Vorsitzende des konservativen Forums Deutscher Katholiken, Hubert Gindert, nahm dagegen den Bischof in Schutz. Dieser müsste erst zurücktreten, wenn er rechtskräftig verurteilt sei, sagte Gindert am Freitag im Deutschlandfunk.
Die scharfen Vorwürfe gegen den Limburger katholischen Bischof färben nach Einschätzung des evangelischen Ökumene-Bischofs Friedrich Weber auch auf die evangelische Kirche ab. »Wir kriegen da was ab, das ist gar keine Frage«, sagte der braunschweigische Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Bewusstsein der Öffentlichkeit würden die Konfessionen nicht auseinandergehalten, sondern in einen Topf geworfen.
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