NSA bricht bei Google und Yahoo ein
US-Geheimdienst greift Hunderte Millionen Nutzerdaten ab
Eigentlich gelten Google und Yahoo längst als verlässliche Datenlieferanten des US-Geheimdienstes NSA. Doch selbst dies war ihm wohl nicht genug: Wie die »Washington Post« in Berufung auf neue Snowden-Dokumente berichtet, soll sich die NSA heimlich Zugang zu den Datenzentren jener beiden US-Konzerne verschafft haben, die den größten Anteil am weltweiten Internetverkehr haben.
Die NSA habe dadurch Zugriff auf Hunderte Millionen Nutzerkonten erhalten, berichtet die Zeitung auf ihrer Website am Mittwoch. Auch amerikanische Staatsbürger seien Opfer der Spionage geworden. Wie in anderen Fällenm soll die NSA dabei Unterstützung von ihrem britischen Gegenstück GCHQ erhalten haben: »Über unbekannte Zugangspunkte kopieren NSA und GCHQ den ganzen Datenfluss durch Glasfaserkabel«, schreibt die »Washington Post«.
Den NSA-Papieren vom 9. Januar dieses Jahres zufolge schicke die Behörde täglich Daten von internen Google- und Yahoo-Netzwerken in Datenzentren beim NSA-Hauptquartier. In den vorangehenden 30 Tagen seien damals mehr als 181 Millionen neue Aufzeichnungen registriert worden. Dabei habe es sich um Absender- und Empfängerdaten bis hin zu Inhalten wie Text, Tonaufnahmen und Videos gehandelt, schreibt die Zeitung.
Das Programm mit dem Codenamen MUSCULAR soll, so die Washington Post, weit größere Datenmengen liefern können als bisher bekannt gewordene Abhörprogramme. Bereits mit Bekanntwerden des PRISM-Spionageprogrammes wurde deutlich, dass amerikansische IT-Konzerne wie Google, Yahoo, Apple und Microsoft dem US-Geheimdienst Zugriff auf Nutzerdaten gewähren. MUSCULAR umgehe allerdings Beschränkungen von PRISM, wie dem Verbot amerikanische Staatsbürger abzuhören, indem es illegal Datenzentren außerhalb der USA anzapfe.
In einer Mitteilung an die Zeitung habe Google sich »bekümmert« geäußert über die Vorwürfe, »dass die Regierung den Verkehr zwischen unseren Datenzentren abgreift«. Dem Unternehmen sei diese Maßnahmen nicht bekannt. »Wir sind seit langem besorgt über die Möglichkeit dieser Art des Ausspähens, weshalb wir weiter die Verschlüsselung über immer mehr Google-Angeboten ausdehnen.«
Yahoo sprach in einer Reaktion davon, »strenge Protokolle« zum Schutz von Daten in den Rechenzentren zu haben. Man habe keiner staatlichen Behörde Zugang gegeben. Die NSA hingegen spricht in internen Präsentationen immer davon, Zugang zu haben. dpa/nd-fak
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