Super-Taifun mit 380 Stundenkilometern

Haiyan forderte auf den Philippinen Todesopfer und brachte Zerstörungen / Einer der stärksten Stürme aller Zeiten

  • Mathias Peer, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.
Es ist einer der stärksten Stürme aller Zeiten. Der Wirbelsturm Haiyan weht mit Rekordgeschwindigkeiten von bis zu 380 Kilometern pro Stunde über die Philippinen und legt eine Spur der Zerstörung.

Es sind Bilder der Zerstörung, die das philippinische Fernsehen in Dauerschleife sendet: Gewaltige Windstöße reißen Dächer von den Häusern, Strommasten kippen um, sintflutartige Regenfälle setzen die Straßen unter Wasser. Der Taifun Haiyan, der am Freitag mit Rekordgeschwindigkeiten auf die philippinischen Inseln Samar und Leyte traf, ist eines der schwersten Unwetter Südostasiens der vergangenen Jahrzehnte. Wetter-Experten befürchten Schäden von katastrophalen Ausmaßen.

Die am stärksten betroffenen Gebiete im Osten der Philippinen waren fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Hunderte Flüge wurden gestrichen, Busse und Fähren stellten ihren Betrieb ein. Fünf Meter hohe Wellen prallten auf die Küstengebiete. Nicht nur der Strom, auch die Telefonleitungen fielen aus. Die philippinischen Behörden konnten mehrere Stunden lang keinen Kontakt mit den betroffenen Städten herstellen.

Aufgrund der chaotischen Lage sind die Zahl der Opfer und das Ausmaß der Schäden nach wie vor unklar. In einer Pressekonferenz, die landesweit im Fernsehen ausgestrahlt wurde, berichtete ein Sprecher am Freitag von mindestens drei Todesopfern: Zwei Menschen sind durch Stromschläge von zerstörten Leitungen getötet worden. Ein zweijähriges Kind starb nach einem Blitzeinschlag. Sieben weitere Menschen wurden verletzt, die meisten durch umherfliegende Trümmer. Die Behörden befürchten, dass sich die Opferzahl noch deutlich erhöhen könnte, sobald mehr Informationen aus den betroffenen Regionen eintreffen.

»Haiyan« brachte allerdings nicht so starke Regenfälle mit sich wie bei einem Taifun üblich. Doch seine zerstörerische Kraft ist gewaltig: Meteorologen konnten Windgeschwindigkeiten von deutlich über 300 Kilometern pro Stunde messen. Einzelne Böen erreichten eine Geschwindigkeit von bis zu 380 Stundenkilometern.

Haiyan könnte damit der stärkste Tropensturm sein, der jemals über einer Landfläche gewütet hat - zumindest seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ob der Sturm tatsächlich als Superlativ in die meteorologische Geschichte eingehen wird, sollen genauere Datenauswertungen in den kommenden Tagen zeigen.

Für die Einwohner der Küstenstadt Guiuan dürfte die historische Einordnung aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sie haben Haiyans volle Wucht abbekommen und stehen nun vor einem kompletten Wiederaufbau. Auch in der nahe gelegenen Stadt Tacloban soll Haiyan ein enormes Chaos hinterlassen haben.

Die Philippinen sind schwere Unwetter gewohnt. Sie werden durchschnittlich von 20 schweren Stürmen im Jahr heimgesucht. Vergangenes Jahr hatte der Taifun Bopha enorme Schäden angerichtet. Über 1100 Menschen kamen damals ums Leben. Die philippinischen Behörden hoffen, dass die weiträumige Evakuierung der Küstengebiete dieses Mal das Schlimmste verhindern konnte: Landesweit wurden mehr als 125 000 Menschen in Sicherheit gebracht. Mehr als 718 000 Menschen fanden Zuflucht in Notunterkünften. Familien suchten in Turnhallen Schutz vor dem Sturm. Die wenigen Habseligkeiten, die sie retten konnten, hatten sie in Plastiktüten mitgebracht.

Der philippinische Präsident Benigno Aquino versuchte den Menschen in einer Fernsehansprache Mut zu machen: »Solange wir zusammenstehen, kann uns kein Sturm in die Knie zwingen.« Mit drei Frachtflugzeugen, 20 Marine-Schiffen und über 30 Militärflugzeugen will die philippinische Regierung in den Krisengebieten Hilfe leisten. Währenddessen setzt Haiyan seine zerstörerische Reise fort: Es wird erwartet, dass der Taifun am Samstag die Philippinen verlässt und sich dann über Vietnam und Laos weiter in Richtung China bewegt.

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