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  • Politik
  • Vor 100 Jahren geboren. Jacques Prevert

Leichte Hand

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Schule war er nur knapper Durchschnitt, und sein einziges Diplom war das Zeugnis der Grundschule, von der er mit 14 Jahren abging. Eins seiner berühmtesten Gedichte heißt «Der Faulpelz». Trotzdem sind heute in Frankreich mehr als 100 Schulen und Kindergärten nach Jacques Prevert benannt, denn er war vor allem ein Dichter der Kinder, deren Naivität er sich fürs ganze Leben bewahrt hat. Seine ersten größeren Erfolge

hatte er nicht als Dichter, sondern als Dialogautor für Spielfilme. Dazu gehören Klassiker wie «Hafen im Nebel», «Der Tag bricht an» oder «Kinder des Olymp».

Geboren wurde Jacques Prevert in der vornehmen Pariser Vorstadt Neuilly, doch schon bald zog die bitterarme Familie nach Paris, dessen Straßen und Bistros für Jacques Prevert zeitlebens die ihm entsprechende Umgebung abgaben. Den Hang zum Bohemien bekam er schon im Elternhaus mit, wo zwar Geld knapp war, nicht jedoch herzlicher Zusammenhalt. In den 20er Jahren arbeitete er in verschie* denen Berufen, die längste Zeit als Angestellter im Kaufhaus «Bon Marche». Aus diesem lästigen Zwang befreite ihn in den 30er Jahren die Arbeit für den Film, zu der ihn der Regisseur Marcel Carne holte. In jenen Jahren schrieb Prevert auch Sketche und Stücke für die von ihm gegründete Agit-Prop-Truppe «Octobre», die vor Fabriken auftrat.

Den Kommunisten stand er nah, ohne je in die Partei einzutreten. Zu seinen Freunden gehörten die Surrealisten um Andre Breton und Louis Aragon, aber auch Maler wie Picasso und Miro. Gelegentlich hat er selbst gemalt, und im Alter hat er aus Zeitungsfotos boshafte Collagen gemacht. Nach dem Kriege hat er auch. Märchen und Theaterstücke für Kinder geschrieben und Drehbücher für Zeichentrickfilme. Vor allem jedoch war er ein Poet - ein schlechter, wie der Ästhet Jean Cocteau behauptete, der ihn nicht leiden konnte. Aber seine wie von leichter Hand verfassten Gedichte werden noch heute viel gelesen. Seine Chansontexte gehörten zum Repertoire von Juliette Greco, Catherine Sauvage und Yves Montant, und «Les Feuilles mortes» wurde kürzlich bei einer Umfrage unter die zehn besten französischen Chansons des Jahrhunderts gewählt. Die Prevert-Sammlung «Paroles» ist in Frankreich der erfolgreichste Gedichtband aller Zeiten.

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