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Mitrovica, der gefährlichste Ort Europas

Der einstige UCK-Chef Hashim Thaqi hat die UNO gewarnt - nun herrscht Krieg auf Sparflamme Kosovo

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Rene Heilig

Im KFOR-Lagebericht wird die Situation in der geteilten Stadt mit dem Wort »gespannt« verharmlost. US-Balkanexperte Richard Holbrook hält Mitrovica für den »gefährlichsten Ort Europas«.

Die Demonstranten winkten mit albanischen und NATO-Fahnen. Doch auf die so symbolisierte Eintracht mochten sich die britischen Soldaten, die die Brücke über den Ibar bewachen, nicht verlassen. Sie forderten Verstärkung an. Ein Funke genügt und das am Fluss zwischen Serben und Albanern gelegene Pulverfass explodiert. Seit dem 2. Februar wird gezündelt. Ein mit Serben besetzter UNHCR-Bus wurde von Albanern beschossen. Es gab zwei Tote. Am Abend darauf starb ein türkisches Ehepaar. Die Mörder sollen Serben gewesen sein. Kurz darauf flog eine Granate ins Cafe »Bei Ami«. Das liegt in der Bosanska Mahala. Nur Stunden später waren 500 zum Teil bewaffnete Serben unterwegs, um die noch im Nordteil der Stadt lebenden Albaner zu vertreiben. Zurück bleiben nur neun Tote. Seither sind Mord und Totschlag wieder alltäglich.

Propagandisten der Serben und der Albaner »verkaufen« ihre Gefolgschaft als Opfer der jeweils anderen Seite. Man ver sucht, die dreckige Industriestadt im Nor den der serbischen Provinz Kosovo zum Faustpfand für längst überfällige und ir gendwann auch notwendige politische Lösungen in die Hand zu bekommen. Die in ihrem Sektor für Ruhe zuständigen französischen Soldaten wollten sich aus allem raus halten und nährten gerade so das Vorurteil, gemeinsame Sache mit den Ser ben machen zu wollen. Dem Verdacht will sich die KFOR insgesamt nicht aussetzen. Sie schickte vor allem deutsche und US- Soldaten und begann, im Nordteil von Mitrovica Haus für Haus nach Waffen und Terroristen zu durchsuchen. Mit höchst rüden Methoden, die mit den angeblich angewandten rechtsstaatlichen Methoden absolut nichts gemein haben.

Bis zum Montag sammelten die eingesetzten 2500 Militärs 22 Gewehre und Maschinenpistolen, 170 Minen, mehrere Kilogramm Sprengstoff und Unmengen an Munition ein. Nichts davon sei in den albanisch beherrschten Vierteln gefunden worden. Was nur an mangelnder Sorgfalt liegen kann. Denn dass auch die Albaner ihre Arsenale gefüllt haben, zeigte sich vor einer Woche. Ein albanischer Krankenwagen näherte sich aus Richtung Pristina kommend mit Blaulicht einem KFOR- Kontrollpunkt. Plötzlich wendete der Fahrer. Dabei stürzte der Wagen um. Bei der Bergung entdeckten die KFOR-Soldaten 14 Panzerfäuste, 182 Granaten, eine MPi und Unmengen Munition.

Bis vor einem Jahr lebten in der Industriestadt Kosovska Mitrovica 53 00 Albaner, 8000 Serben sowie 3000 bosnische Moslems. Erst vertrieben Serben Albaner, dann Albaner Serben...

zu sorgen und weitere Gewalttaten auch in anderen Teilen Kosovos zu verhindern». Eine kaum verdeckte Drohung, der die UN-Verwaltung wenig entgegensetzen kann. Von den im Juni vom UN-Sicher heitsrat angeforderten 4718 Polizisten sind erst 2055 im Einsatz. Nicht einmal die EU-Staaten haben ihre Zusagen er füllt. Von den 929 versprochenen Polizisten sind erst 210 vor Ort. Dieser Tage wurden zu den 70 in Mitrovica stationier ten 70 UN-Polizisten weitere 300 abkommandiert. Die fehlen nun in anderen Regionen.

Am 15 Februar hatte sich Thaqi als Chef der Partei für den Demokratischen Fortschritt mit den beiden anderen Ko- Vorsitzenden des Provisorischen Kosova- Verwaltungsrates - Ibrahim Rugova von der Demokratischen Liga und Rexhep Qosja von der Vereinigten Demokratischen Bewegung - getroffen. Sie berieten über die von der UN geplanten Wahlen. Sie sollen nur auf kommunaler Ebene stattfinden, was Thaqi, der in Kosovo «Nägel mit Köpfen» machen will, nicht passt. «Vor allem müssen wir sehr ernsthaft über den Ausbau unseres politischen Status mit den Mitteln freier Wahlen nachdenken», erklärte er und verlangte landesweite allgemeine Wahlen, um eine eigene Regierung, eine Legislative sowie Organe der Exekutive bilden zu können. Da die UN dazu nicht bereit ist, denkt Thaqi an eine Volksabstimmung. Es kann keinen Zweifel geben, wie die ausgehen würde.

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