Moldenhauer will Klubs sensibilisieren

Rassistische Aktualität überrollt DFB

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Aktualität hat den Deutschen Fußball-Verband (DFB) überrollt. Am Montag wurde beim monatlichen Jour Fixe des Geschäftsführenden DFB-Präsidenten Theo Zwanziger mit den Verbandspräsidenten in Frankfurt (Main) auch über die rassistischen Vorfälle in der Fußball-Oberliga des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) Ende März gesprochen. Dass zwei Tage zuvor erneut der beim FC Sachsen Leipzig spielende Nigerianer Adebowale Ogungbure Opfer einer diskriminierenden Zuschauer-Aktion wurde (ND berichtete), erfuhr der überraschte DFB-Vizepräsident und NOFV-Präsident Hans-Georg Moldenhauer am Dienstagmorgen erst durch diese Zeitung. »Das ist meine erste Information«, sagte Moldenhauer, der sich auf dem Weg zum Länderspiel der deutschen U-19-Mannschaft am Mittwoch in Szczecin befand. Ogungbure steht jedoch nicht allein da. Der 24-jährige Ex-Cottbuser erfreut sich großer Sympathiebekundungen. Auf der Homepage www.wir-sind-ade.de haben sich seit der Freischaltung am 2. April fast 1000 Menschen unter dem Motto »Gemeinsam gegen Rassismus« eingetragen. Die Idee zu dieser Homepage hatte der Leipziger Student Christopher Zenker. Der 26-jährige Anhänger des FC Sachsen konnte am Sonnabend kaum glauben, was die mit weißen T-Shirts einmarschierenden Cottbuser Fans im WM-Stadion veranstalteten. Erst sangen sie Naziparolen, dann entrollten sie mit dem Anpfiff das diskriminierende Transparent mit der Aufschrift »IHR SEID ADE - WIR SIND WEIß!«. »Ich war geschockt, gerade weil Ogungbure früher selbst in Cottbus gespielt hat«, sagt Augenzeuge Zenker. »Gut, dass die Leipziger Fans Ade daraufhin betont angefeuert haben.« Sachsen-Präsident Bernd Heller wurde erst durch das Entfernen der Botschaft durch den Sicherheitsdienst auf die Aktion aufmerksam. »Es ist bedrückend. Ade wollte eigentlich vom Platz gehen«, erklärt Heller. »Er weiß jedoch, dass der Verein und die Fans geschlossen hinter ihm stehen.« Energie Cottbus hat die Beweisfotos der menschlich nicht zu begreifenden Aktion erhalten. »Ich wehre mich dagegen, diese Personen als Fans zu bezeichnen«, sagt Energie-Präsident Michael Stein. »Wir werden alle Mittel einsetzen, um die Täter zu identifizieren.« NOFV-Präsident Moldenhauer wollte sowieso die Landesverbände und Vereine noch stärker für die Rassismusproblematik sensibilisieren. Nach dem Vorfall von Leipzig hat er weiterhin allen Grund dazu. Am 4. Mai gibt es den Auftakt in Sachsen-Anhalt. Teilnehmer sind das Innenministerium, der Fußballverband und die Oberligavereine des Bundeslandes. »Wir dürfen das Thema nicht auf sich beruhen lassen«, sagt Moldenhauer. Die von der FIFA zur neuen Saison angedrohten Strafen wie Punktabzüge, Spielsperren und im Wiederholungsfall sogar Zwangsabstiege behagen ihm jedoch nicht. Moldenhauer: »Es darf nicht sein, dass Rassisten bestimmen, wer gewinnt.«
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