Festung Europa gegen Armstrong

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.
Nur noch zwei Monate bis zur Tour de France. Jan Ullrich hat mal wieder den üblichen Trainingsrückstand und verspricht dennoch, diesmal ganz bestimmt die Tour zu gewinnen. Alles ist wie immer, und doch ganz anders. Denn erstmals seit 1998 ist es wieder eine Tour ohne Armstrong. Also ohne einen von vorn herein feststehenden Sieger. Und auch ohne das damit verbundene ungute Gefühl bei den Dopinggerüchten, die den smarten US-Boy vom ersten bis zum letzten Pedaltritt beständig begleiteten. Doch dieses Kapital ist jetzt abgehakt - wenn alles gut geht und Armstrong der Tour tatsächlich wie versprochen fernbleibt. Doch kann man sich darauf verlassen? Hatte er nicht alle Starts seit 2002 als »wirklich meine letzte Tour« angekündigt? Schon brodelt die Gerüchteküche: Hat zum Beispiel Leverkusens Ex-Manager Calmund die dubiosen 580 000 Euro gar nicht an Fußballer oder Spielvermittler gezahlt, sondern an Armstrong für den Aufbau eines Bayer-Rennstalls? Plant also der Texaner nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« ein eignes Pharma-Team für die Tour? Doch dazu müsste Armstrong ja erst einmal an den Tatort Frankreich gelangen. Schon wurden die Kontrollposten der EU-Außengrenzen in Alarmbereitschaft versetzt. Spötter meinen, falls Armstrong sich unter einer Sitzbank oder in einer LKW-Ladung verstecke, werde ihn ein Drogenhund mühelos erschnüffeln. Oder lässt er seine politischen Verbindungen spielen? In Straßburg wird derzeit fieberhaft geprüft, ob die USA in letzter Zeit einen ehemaligen Radprofi mit diplomatischer Immunität versehen haben. Für Deutschland lässt Innenminister Schäuble prüfen, ob Armstrong als islamistischer Terrorist geführt werden könnte. Gleichzeitig bedauerte der Minister zutiefst, dass die Bundeswehr einen Jumbojet mit dem vermeintlichen Ex-Profi an Bord wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts leider nicht abschießen dürfe. Es sei denn versehentlich.
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