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Weiße Holzkreuze am Straßenrand - so soll der Unfallschwerpunkt B 73 entschärft werden

  • Lesedauer: 3 Min.

blättern und Aufklebern nur Zugaben sind, weiß die Polizei und verspricht sich die größte Wirkung von verstärkten Kontrollen. «Für Raser wird die B 73 ein heißes Pflaster», verspricht Wilfried Reinke.

Aufklärung allein nämlich verfängt kaum bei den 18- bis 24-Jährigen, die in der Unfallursachenstatistik führen. «Ich werde weiterhin so fahren, wie es Spaß macht, und bin immer noch stolz auf meine Top-Speed von 264 km/h in einer stark befahrenen 70-Zone! Raser, gebt Gas! Man lebt nur einmal - wenn auch dadurch kürzer!» So tönt einer von diesen im Gästebuch von www.raserei.de, der Website des Stader Vereins gegen «Raserei im Straßenverkehr». Gegründet wurde die Initiative von Hermann Schlumbohm, der zwei Angehörige durch Verkehrsunfälle verlor. Beruflich berichtet Schlumbohm für Fernsehsender von spektakulären Crashs.

Selbstüberschätzung diagnostiziert ein Polizist, der in der Verkehrserziehung ar beitet, als Wurzel des Raser-Übels. Die Unerfahrenheit der Führerschein-Neulinge verbindet sich mit jugendlichem Imponiergehabe und endet an der Leitplanke. «Der Straßenverkehr spiegelt das gesellschaftliche Miteinander wider.» Wie allenthalben regiert der Egoismus als «aggressive Selbstbehauptung». Auf dem flachen Lande, durch das die B 73 führt, ist der Kick durch Geschwindigkeit die am leichtesten verfügbare und stärkste Abwechslung.

Mit täglich über 30000 Fahrzeugen ist die B 73 zugleich eine der vielbefahrensten Strecken. Je mehr Verkehr, desto mehr Faktoren verdichten sich und führen zum Unfall. «Es ist nicht immer der Raser Schuld!», rechtfertigt sich ein Raser im Internet. «Oft genug sind auch die Schleichen Schuld, weil sie andere Verkehrsteilnehmer dadurch zu unüberlegten Ak tionen verleiten.» Die >Schleicher< sind in der Perspektive der Jungen immer die Alten. Tatsächlich waren an den 367 Unfällen auf der B 73 zwischen 1995 und 2000 nur an 33 die Fahrer über 65 Jahren beteiligt. 103 Unfälle gingen auf das Konto der 18- bis 24-Jährigen, die sich durch die anderen Autofahrer in ihrem Freiheitsdrang behindert fühlten.

Die Unfallstatistik ist eines der Argumente, mit denen der Bau einer Autobahn als Entlastung für die B 73 gefordert wird. Tatsächlich sind die Stoßzeiten, wenn die Pendler nach Hamburg zur Arbeit und zurück fahren, am unfallträchtigsten. Gegenwärtig ist der Bau der A 26 wieder im Gespräch. Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel war unlängst in Stade und hat, wie seine Vorgänger, die Unter Stützung der Landesregierung zugesagt. Stade gehört zu den letzten zehn Bewer bern um ein BMW-Werk, dessen Errichtung allerdings von einer exzellenten Ver kehrsanbindung wie einer Autobahn abhängt. Nachdem die Zeit des Atomkraftwerks in zwei Jahren abgelaufen sein wird, sorgt man sich um die Arbeitsplätze.

Wirkliche Abhilfe schaffen aber anscheinend nur drastischste Maßnahmen. Die Ortsdurchfahrt von Neukloster, eines Stadtteils von Buxtehude, war lange ein Unfallschwerpunkt. Seit auf dem kaum einen Kilometer langen Stück eine Tempobegrenzung von 40 km/h gilt, ist Neukloster sicher.

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