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Ulrike missbraucht und ermordet

Bislang keine heiße Spur zum Täter Von Niclas Mika

  • Lesedauer: 3 Min.

Die am Donnerstag tot aufgefundene zwölfjährige Ulrike Brandt aus Eberswalde ist Opfer eines Sexualverbrechens geworden. Das gaben Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag bekannt. Wahr scheinlich sei Ulrike schon am Tag ihrer Entführung am 22. Februar umgebracht worden.

»Ulrike ist noch zu Lebzeiten sexuell missbraucht worden«, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Carlo Weber am Freitagnachmittag vor der Presse. »Die Er mittlungen bewegen sich in Richtung eines Sexualstraftäters und Mörders«, er gänzte Eberswaldes Polizeipräsidentin Uta Leichsenring. Sie präsentierte ein neues Phantombild vom möglichen Täter, das auf Grund einer neuen Zeugenaussage gefertigt wurde. »Wir haben noch keine heiße Spur«, sagte Weber.

Endgültige Gewissheit über Ulrikes Schicksal brachten die Identifizierung durch ihre Eltern und die Obduktion. Den Eltern sei es wichtig gewesen, Ulrike zu identifizieren, sagte Leichsenring. Das sei am Freitagvormittag geschehen.

Für die Ermittler ist es nach Webers Worten jetzt sicher, dass Ulrike in dem weißen VW Polo verschleppt wurde, der wenige Stunden nach ihrem Verschwinden im nahe gelegenen Bernau ausgebrannt gefunden wurde. Es gebe eindeutige Verbindungen zwischen dem Fundort von Ulrikes Leiche und dem ausgebrannten Polo, sagte der Chef der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). Der Mann, der das Mädchen gefunden hatte, habe bereits am 24. Februar mehrere hundert Meter entfernt Gegenstände aus dem Auto gefunden, die dieser damals nicht habe zuordnen können und daher der Polizei nicht gemeldet habe, ergänzte Polizeidirektor Wolfgang Becker.

Der Wagen war nach Webers Worten am Tag von Ulrikes Verschwinden nahe Berlin gestohlen worden. Die Ermittler gehen weiterhin davon aus, dass Ulrike zunächst von dem Fahrer des Polo angefahren wurde. »Am heutigen Tag spricht viel mehr für absichtliches Handeln«, sagte Weber. Die Polizei war anfangs auch davon ausgegangen, dass Ulrike Opfer eines Unfalls geworden sei, der Fahrer das Kind dann in Panik verschleppt habe.

Weber wollte sich nicht dazu äußern, ob Ulrike in Werneuchen umgebracht wurde. »Das wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt Spekulation«, sagte er. Leichsenring und Weber äußerten sich zuversichtlich, den Täter dingfest machen zu können. »Dafür gibt es einige gute Spuren«, sagte die Polizeipräsidentin.

Ministerpräsident Manfred Stolpe und Innenminister Jörg Schönbohm zeigten sich zutiefst erschüttert. »Unser Mitgefühl in dieser schweren Stunde gilt den Eltern und der Schwester des Mädchens«, er klärten sie in einer ersten Stellungnahme. Schönbohm kündigte eine Untersuchung von Vorwürfen eines Mannes an, die Polizei sei einem Hinweis auf Ulrike nur ober flächlich nachgegangen. »Vor zirka zehn Tagen bin ich mit meinem Hund Gassi gegangen und habe Kinderschreie gehört und auch eine Männerstimme«, hatte er ausgesagt.

Der Mann wohnt in der Nähe, des Flugplatzes Werneuchen, wo die Leiche gefunden worden war. Die von dem Mann alar mierte Polizei suchte das Gebiet nach seiner Ansicht aber nicht gründlich genug ab. Laut Schönbohm seien die Hinweise aber »so vage gewesen, dass man nicht konzentriert in einem Raum suchen konnte«. Bei der Suche nach Ulrike waren insgesamt 5500 Polizisten im Einsatz. Dies war der größte Polizeieinsatz in Brandenburg seit dem Oderhochwasser 1997 Auch die Bundeswehr war mit Aufklärungsflugzeugen an der Suche beteiligt. Reuters

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