Menetekel

Guido Speckmann über das Abrücken Japans vom Klimaschutz

  • Lesedauer: 2 Min.

Netter Versuch: Der japanische Regierungssprecher probierte, das neue klimapolitische Ziel seiner Regierung noch als Reduktion des Ausstoßes von CO2 im Vergleich zu 2005 zu verkaufen. Doch alles Schönreden nutzt nichts: Japan wird bis 2020 mehr Kohlenstoffe in die Luft blasen - verglichen mit 1990 wird es ein Plus von drei Prozent sein. Für die derzeit in Warschau tagende UN-Klimakonferenz ist das ein denkbar schlechtes Zeichen. Japans Abrücken vom Klimaschutz dürfte Nachahmer in anderen Ländern finden. Allerdings: Über die berechtigte Kritik an Japan sollte nicht vergessen werden, dass auch andere Industrienationen, milde ausgedrückt, nicht gerade ein klimapolitisches Vorbild sind.

Zum Beispiel Deutschland. Die Energiewende ist in aller Munde - aber die Subventionen für fossile Brennstoffe liegen bei über 21 Milliarden Euro. Die baldigen Koalitionsparteien bekennen sich zu erneuerbaren Energien - und bremsen die Windkraft aus. Wie das wohl in Warschau ankommt?

Als Argument gegen die Energiewende werden stets die Kosten angeführt. Zugegeben, umsonst ist der Abschied vom Öl nicht. Aber wie viel mehr kostet es, die zukünftigen Schäden durch Wirbelstürme und Hitzewellen zu beseitigen? Und welche Staaten werden darunter am meisten zu leiden haben? Der Grund für das Ausbleiben eines wirklichen ökologischen Umbaus: Die nächste schwarze Zahl im Quartalsbericht wird im Kapitalismus immer wichtiger sein als die Frage, wie sich verhindern lässt, dass Küstenstädte irgendwann in den Fluten der Meere verschwinden.

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