Koalition: Drittel-Frauenquote in Aufsichtsräten ab 2016

Für Vorstände und Managment gilt weiter nur Selbstverpflichtung / Elterngeld plus bis 28 Monate / Rechtsanspruch auf bezahlte Familienpflegezeit

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Union und SPD haben sich in den Koalitionsverhandlungen auf eine Frauenquote geeinigt: Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen müssten ab 2016 einen weiblichen Anteil von mindestens 30 Prozent aufweisen, teilte die SPD-Unterhändlerin in der zuständigen Arbeitsgruppe, Manuela Schwesig, am frühen Montagmorgen in Berlin mit.

Nach dem »Durchbruch« bei der Frauenquote sprach Unions-Unterhändlerin Annette Widmann-Mauz (CDU) von einer »vernünftigen Regelung im Sinne der Frauen«. Für Vorstände und obere Managementebenen ist eine sogenannte gesetzliche Flexi-Quote vorgesehen. Die börsennotierten Unternehmen müssten demnach selbst »verbindliche Zielgrößen« für einen höheren Frauenanteil festlegen, teilten beide Unterhändlerinnen mit. Schwesig sprach von einem »wichtigen Signal, um die Aufstiegschancen von Frauen zu verbessern«.

In ihrem Wahlprogramm hatte die SPD noch eine Frauenquote von 40 Prozent für Aufsichtsräte und Vorstände börsennotierter und mitbestimmter Unternehmen gefordert.

Weitere Einigungen der Arbeitsgruppe: Eltern sollen künftig bis zu 28 Monate ein »ElterngeldPlus« erhalten, wenn sie nach der Geburt ihrer Kinder in Teilzeit in den Beruf zurückkehren. Wenn sich beide Elternteile um die Betreuung kümmern und dafür in Teilzeit arbeiten, soll es einen Bonus von zehn Prozent geben. Auch für einen Rechtsanspruch auf eine bezahlte Familienpflegezeit wollen CDU, CSU und SPD in einer großen Koalition sorgen. Zur Pflege eines Angehörigen soll es zehn Tage lang eine Lohnersatzleistung geben. Dies sei ein »Meilenstein«, der mit der FDP nicht möglich gewesen sei, sagte Widmann-Mauz.

Mit ihrem Anliegen, das umstrittene Betreuungsgeld zu ändern, blitzte die SPD bei den Unions-Unterhändlern ab. Für ihre Forderung, das Geld besser in die Qualitätsverbesserung von Kitas zu stecken, habe es »keine Zustimmung bei der Union gegeben«, sagte Schwesig. Ebenso strittig bleibe das Adoptionsrecht für Homosexuelle.

Auch im Ringen um die künftige Finanzierung von Kranken- und Pflegeversicherung ist kein Durchbruch abzusehen: Sie seien »in der Sache nicht weitergekommen«, sagte SPD-Verhandlungsführer Karl Lauterbach nach einem Treffen der zuständigen Koalitionsarbeitsgruppe. Ohne Annäherungen beim nächsten Treffen am Montag müssten sich die Parteivorsitzenden der Sache annehmen. Bei Pflege und Krankenkassen lägen beide Seiten noch »weit auseinander«, sagte Unions-Unterhändler Jens Spahn.

Ein Hauptstreitpunkt sind die Zusatzbeiträge, die die Krankenkassen von ihren Mitgliedern zum Stopfen von Finanzierungslücken erheben können. Es sei eine »ganz harte Forderung« der SPD, dass der Zusatzbeitrag am Schluss abgeschafft werden müsse, sagte Lauterbach. Ansonsten drohten in drei bis vier Jahren Zusatzbeiträge für jeden Versicherten von monatlich 30 Euro. »Das ist für Rentner überhaupt nicht bezahlbar.«

Spahn verteidigte die Zusatzbeiträge dagegen als »starkes Wettbewerbselement«, das den Kassen eine Finanzautonomie gebe. Er bekräftigte, dass die Union jeden Einstieg in eine einheitliche Bürgerversicherung, wie sie die SPD anstrebt, »entschieden« ablehne. »Wir wollen auch keinen Einstieg, welcher Art auch immer.« AFP/nd

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