Aktionsziel: Bundestag
Am 21. Oktober 1983 hatte ein Bündnis linker und Dritte-Welt-Gruppen das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit blockiert. Mit dieser Aktion wollten wir darauf hinweisen, dass die Kriegspolitik der NATO die Existenz der Welt aufs Spiel setzte. »Wenn wir uns selbst ernst nehmen, unsere eigene Analyse der Kriegsgefahr nicht einfach verdrängen, dann ist es unsere bedingungslose Pflicht, Widerstand zu leisten, der so wirkungsvoll wie nur irgend möglich ist«, schrieb ich damals ein wenig pathetisch in einem Artikel. Denn wie sollten uns die Menschen glauben, »dass hier Leute den Krieg wollen und vorbereiten, wenn wir angesichts einer angeblich tödlichen Bedrohung der Form des Widerstandes eine höhere Bedeutung beimessen als dem Widerstand selbst«?
Wir beschlossen, uns nicht nur an der Belagerung des Bundestages zu beteiligen, die vom Koordinationsausschuss für den 21. November, dem ersten Tag der Bundestagsdebatte über den Stationierungsbeschluss, angekündigt worden war, sondern ihr auch einen besonderen Akzent zu verleihen. Wir akzeptierten den Aktionskonsens, dass die Parlamentsabstimmung nicht verhindert werden sollte, aber behindern wollten wir sie schon. Deshalb verkündeten wir auf der Aktionskonferenz Anfang November, den Abgeordneten im Bundestag selbst sagen zu wollen, dass sie kein Recht haben zu tun, was sie dort gerade tun, nämlich über einen Schritt zu entscheiden, der einen Atomkrieg recht wahrscheinlich macht. Unser Aufruf »Aktionsziel ist das Rednerpult des Deutschen Bundestages« schaffte es in die 8-Uhr-Ausgabe der Tagesschau am Samstagabend.
Dennoch glaubte niemand, dass wir es versuchen würden. Doch am 21.11. schafften es ein paar Hundert Leute in die Bannmeile bis wenige Meter vor dem Langen Eugen. Weil die Mehrheit der Belagerer nicht nachkam, ging vielen der Mut aus und nach und nach zogen wir uns alle wieder zurück.
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