Eine Münze aus der DDR

  • Ulrich Frey
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war auf einer Sitzung des Koordinierungsausschusses vor der Bonner Demonstration und Kundgebung am 10. Oktober 1981: Veranstalter waren die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, als deren Beauftragter leitete ich die Sitzung. Es nahmen Vertreter von Unterstützergruppen aus sehr unterschiedlichen Spektren der Raketengegner teil, von den »Unabhängigen« bis zu Gruppen, die der DKP nahestanden.

In diesem Kreis, auch »Bonner Frühstücksrunde« genannt, war es ein guter Brauch, zu Beginn der Sitzung etwas zum Essen und Trinken anzubieten. Ich ließ einen Teller mit der Bitte herumreichen, einen kleinen Obulus für die Deckung der Kosten hineinzulegen. Als ich das Sammelergebnis durchsah, fand ich unter den Spenden auch eine Mark der DDR. Ich hielt die Münze hoch und sagte unter der Heiterkeit der Anwesenden: »Jetzt ist klar, dass unsere Demo von der DDR mitfinanziert wird.«

Wie oft waren wir doch mit der Behauptung konfrontiert, die Veranstaltung werde »von drüben« gesteuert! Bundesinnenminister Zimmermann ließ sogar eine »Bürgerinformation« herausgeben, die die Friedensbewegung mit diesem Vorwurf zu diskreditieren versuchte. Das stimmte weder inhaltlich noch finanziell: Der Aufruf zur ersten großen Demo in Bonn, zu der 300 000 Menschen kamen, forderte die Abrüstung der atomaren Waffen in West und Ost. Wir haben die Kundgebung auch ohne Hilfe aus der DDR finanziert.

Alle Gruppen, die gegen Raketen auf egal welcher Seite protestieren wollten, konnten teilnehmen. Entsprechend heftig gestalteten sich die internen Debatten. Dem platten Antikommunismus begegneten wir argumentativ. So konnten wir uns über eine langfristige Wirkung auf die öffentliche Meinung freuen: Gemeinsame Sicherheit in Ost und West erfordert, miteinander zu reden.

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