Nordkorea: Onkel von Staatschef Kim hingerichtet

Säuberung anno 2013: »Graue Eminenz« Jang Song Thaek wegen angeblichem Umsturzversuch zum Tode verurteilt / Südkorea spricht von »Schreckensherrschaft«

  • Lesedauer: 3 Min.

Pjöngjang. Der entmachtete Onkel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist nach offiziellen Angaben wegen Umsturzversuchen und anderer Vergehen hingerichtet worden. Der Beschuldigte habe parteifeindliche, konterrevolutionäre Handlungen mit dem Ziel ausgeführt, »die Führung unserer Partei, des Staates und des sozialistischen Systems zu stürzen«.

Der 67-Jährige habe seine Taten gestanden, wurde behauptet. »Er hat sein wahres Gesicht als größter Verräter aller Zeiten gezeigt und gesagt, der Putsch habe auf den obersten Führer (Kim Jong Un) gezielt«. Das Urteil sei sofort vollstreckt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag.

Jang habe das Ziel gehabt, »die oberste Macht unserer Partei und unseres Staates an sich zu reißen«. Er habe das Vertrauen Kim Jong Uns und von dessen Vater Kim Jong Il missbraucht. Die Agentur bezeichnete Jang, der enge Kontakte zu China unterhielt, als »verabscheuungswürdigen menschlichen Abschaum«, »schlimmer als ein Hund«.

Jang war mit Kim Jong Ils einflussreicher Schwester Kim Kyong Hui verheiratet. Er war unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsausschusses und galt nach dem Tod von Kims Vater Kim Jong Il Ende 2011 als starker Mann und »Graue Eminenz« im kommunistischen Staatsapparat. Seine Entmachtung bedeutete die größte Umwälzung in der nordkoreanischen Führung seit dem damaligen Führungswechsel.

Jang war maßgeblich daran beteiligt gewesen, den jungen und politisch unerfahrenen Kim Jong Un zum Nachfolger von dessen Vater aufzubauen. Beobachter hatten gemutmaßt, dass Kim Jong Un zunächst unter Jangs Aufsicht stehen würde. Kim Jong Un ist um die 30 Jahre alt. Nach Ansicht von Beobachtern festigte der etwa 30-jährige Kim Jong Un seine Macht durch die Absetzung Jangs. Politische Säuberungen sind in dem weithin abgeschotteten Staat nicht unüblich.

Die südkoreanische Regierung sorgt sich angesichts der Vorgänge um die Stabilität des weithin abgeschotteten Nachbarlandes. »Wir werden uns auf alle Eventualitäten vorbereiten«, sagte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul nach einem Treffen der für die Sicherheit des Landes zuständigen Minister. Angesichts der jüngsten Vorgänge in Pjöngjang hatte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye in dieser Woche das Regime im Nachbarland in scharfem Ton kritisiert und Kim Jong Un eine »Schreckensherrschaft« vorgeworfen.

Das US-Außenministerium nannte die Hinrichtung ein Zeichen der »extremen Brutalität« des Regimes. Die US-Regierung verfolge die Vorgänge in Nordkorea sehr genau, hieß es in einer Stellungnahme der stellvertretenden Ministeriumssprecherin Marie Harf.

Nach Informationen des südkoreanischen Senders Free North Korea Radio (FNK), das von nordkoreanischen Flüchtlingen betrieben wird, ließ das kommunistische Regime den 67-jährigen Jang und einige seiner Gefolgsleute bereits in der vergangenen Woche hinrichten. Agenturen/nd

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