Ein Großer unter Wert zu haben?
Stephan Fischer über die Ausgliederungspläne beim HSV
Der Hamburger Sport-Verein ist in der Wahrnehmung seiner Mitglieder und Fans immer noch ein großer Verein. Der Blick auf vergangene Erfolge kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der HSV mit jeder Saison stärker daran klammert, als einziges Gründungsmitglied der Bundesliga noch nicht abgestiegen zu sein. Als Gründe für den dauerhaften sportlichen Misserfolg werden oft die Vereinsstrukturen genannt: Anders als bei der großen Mehrheit der Bundesligisten ist die Profiabteilung nicht in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert und weiterhin Teil des Vereins. Dies zu ändern, sieht das Konzept »HSV Plus« vor: Profiabteilung ausgliedern, Anteile an der Aktiengesellschaft an Investoren verkaufen, die mit ihren Millionen den Ankauf von kickendem Personal ermöglichen. Dieses soll die klaffende Lücke zwischen fußballerischen Anspruch und tabellarischer Tristesse schließen.
Die strukturellen Probleme des Vereins kann eine Ausgliederung indes nicht lösen, zunächst muss der Aufsichtsrat, der vor allem durch notorisches Ausplaudern von Interna auffällt, neu organisiert werden. Darüber und auch über seine zukünftige Zusammensetzung sollten aber auch zukünftig die Mitglieder entscheiden, bei einer Ausgliederung verlieren sie dieses Kontrollrecht. Und ob für die Vereinsanteile jetzt ein angemessener Preis erzielt werden kann, ist angesichts der schwierigen wirtschaftlichen und sportlichen Situation fraglich. Die Mitglieder werden in Zukunft einer AG zujubeln. Zu sagen haben sie nichts mehr.
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