Gelber Engel ramponiert

Keine »Unwahrheit« mehr - ADAC gibt Manipulation bei Kür des Lieblingsautos zu

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Berlin. So wichtig war der »wichtigste Autopreis der Deutschen« dem ADAC am Sonntag dann wohl doch nicht mehr. Im Verlaufe des Tages verschwand nämlich der Hinweis zur Auszeichnung, die Deutschlands größter Automobilclub erst am Donnerstag verliehen hatte, von der Startseite von adac.de. Wenn man die Webseite nach dem »Gelben Engel« - so nennt der ADAC den Preis - durchsuchte, erfuhr man lediglich Nebensächlichkeiten, etwa dass BMW die Lieblingsmarke der Deutschen sei. Welcher Pkw nun das »Lieblingsauto der Deutschen« ist, konnte man nicht sehen, denn die Internetseite, auf der der Preisträger gelistet ist, war nicht mehr aufrufbar. Sie verschwand ähnlich schnell wie der ADAC-Kommunikationschef und Motorwelt-Chefredakteur Michael Ramstetter aus all seinen Ämtern: Am Freitag hatte Ramstetter zugegeben, dass bei der Motorwelt-Leserwahl zum »Lieblingsauto« die absolute Zahl der abgegebenen Stimmen »geschönt« worden ist, wie es in einer Mitteilung des ADAC heißt.

Ins Rollen gebracht hatte die Geschichte die »Süddeutsche«. Am Dienstag berichtete das Münchner Blatt auf seiner Seite 3 ausführlich darüber, wie der Verkehrsverein die Anzahl der Stimmabgaben nach oben korrigierte - teilweise sogar auf das rund Zehnfache der tatsächlich abgegebenen Stimmen. So schreibt die Zeitung, dass der ADAC offenbar bekanntgeben wollte, dass im Rahmen des »Gelben Engels 2014« 34 299 seiner Mitglieder den VW Golf zum Lieblingsauto der Nation gewählt hätten. In der Realität seien es jedoch nur rund 3400 Stimmen gewesen.

Beim Club selbst wollte man zunächst nichts von den Vorwürfen wissen. ADAC-Geschäftsführer Karl Obermaier sprach bei der Preisverleihung am Donnerstag vor geladenen Gästen noch von »Unterstellungen und Unwahrheiten« und spottete über die »SZ«. Die Einsicht kam offenbar über Nacht. Nun soll eine »lückenlose interne Prüfung« aufklären. Die ist bitter nötig, das Vertrauen in den Automobilclub wurde schwer beschädigt. »Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden«, wies auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt den Club zurecht. Noch schlimmer könnte der entstandene Imageschaden für den rund 19 Millionen Mitglieder starken Verein sein.

So ganz verschwunden waren die Hinweise zum Lieblingsauto der Deutschen dann doch nicht. Geduldige Surfer konnten diesbezüglich eine Pressemitteilung finden, in der auch der Golf genannt wurde. Doch welcher normale Autofahrer schaut schon in den Pressebereich? Ein Schelm, wer böses dabei denkt. nd/spo

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