Cannabis statt Opel Zafira

Wie Piraten in Bochum das Autowerk nutzen wollen

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.

»Opel fahren ist wie wenn Du fliegst«, lautet ein alter Slogan von Fans der seit einiger Zeit kriselnden Automarke. Doch möglicherweise werden bisherige Opel-Arbeiter und Opel-Fahrer künftig ganz anders als mittels eines durchgetretenen Gaspedals gen Himmel eilen - nämlich mit Hilfe von Drogen, die auf dem Gelände der von Schließung bedrohten Bochumer Opel-Werke angebaut werden. Das jedenfalls schlägt die lokale Piraten-Politikerin Stephanie Kotalla in einem via Internet verbreiteten Aufsatz vor.

Kotalla, von Hause aus Landschaftsarchitektin, will dort, wo heute noch die Pkw-Modelle Zafira und Astra H produziert werden, Cannabis anbauen. Pflanzen also, die sich wegen ihres Gehalts des rauschbewirkenden Tetrahydrocannabinol (THC) bei erheblichen Teilen der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen. Die weiblichen Cannabis-Pflanzen dienen als Rohstoff für Haschisch und Marihuana.

»Cannabis gehört für viele Menschen zum Alltag, zur Entspannung, wie für andere das Glas Rotwein. Oder auch zu medizinischen Zwecken, zum Beispiel als Teil einer Schmerztherapie«, stellt Kotalla fest. Doch bisher versorge eine Schattenindustrie die Nutzer. So entstünde ein Schwarzmarkt nebst »mafiöser Strukturen«. Es sei Zeit, den mündigen Bürger in den Mittelpunkt zu stellen, so die zweite Vorsitzende der Bochumer Piraten.

Während ihre Partei für »Cannabis Social Clubs« plädiert, in denen Konsumenten in Eigenregie Drogen für den Eigenkonsum anbauen, schlägt Kotalla einen anderen Weg vor. Die ehemalige Eventkoordinatorin der englischen Landschaftsarchitektenkammer will auf den potenziellen Brachflächen der heutigen Opel-Areale im großen Stil und gewerblich Cannabis angebaut sehen.

Kotallas postindustrielle Visionen sind durchaus konkret: »Die Stadt Bochum gründet einen Eigenbetrieb, stellt ein Team aus Gartenbauingenieuren und Hanfexperten zusammen und baut Cannabis in einem bundesweiten Modellprojekt zum Verkauf an.« Mithin solle der Staat »zum Dealer« werden.

So würde nicht nur die Frage beantwortet, was mit den riesigen Flächen geschehe, wenn Opel den Traditionsstandort Bochum verlasse, sondern auch mancher Arbeitsplatz geschaffen. Durch den legalen Verkauf der berauschenden Waren seien zudem hohe Steuereinnahmen zu erwarten, meint die Partei-Piratin.

In punkto praktischer Umsetzung schlägt Stephanie Kotalla vor: »Die alten Werkshallen kommen weg, moderne Glashäuser werden gebaut.« Auch ökologische Aspekte bleiben nicht unberücksichtigt: »Dachwasser kann zur Bewässerung genutzt werden. Im geschlossenen Glashaus wird die Sonnenwärme mittels Wärmetauscher im Boden gespeichert.«

Das sei nicht nur gut für die Pflanzen, sondern auch für die Umwelt. Und, so wäre zu ergänzen, für den regionalen Konsumenten, der seit einiger Zeit nicht mehr von der liberalen Weichdrogen-Politik des Nachbarn Holland profitiert. Denn genervt vom ausufernden »Drogentourismus«, haben grenznahe Städte in den Niederlanden wie beispielsweise Venlo den legalen Haschischverkauf an deutsche Bürger Anfang 2012 verboten. Die staatlich geduldeten »Coffeeshops« sind seitdem nur noch für einheimische Kiffer geöffnet. Allerdings stiegen seitdem die Straßenkriminalität und der Schmuggel an.

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