Schmähpreis mit Folgen
Internetabstimmung über besonders üble Konzerne
Die »Public Eye Awards« werden alljährlich anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos verliehen. Auch 2014 geht der Schmähpreis an zwei Unternehmen, die besonders dreist gegen Umwelt-, Arbeits- und Menschenrechte verstoßen haben. Im vergangenen Jahr wurde Shell wegen seiner Teilnahme an »besonders risikoreichen und schmutzigen Ölförderprojekten« in der Arktis an den Pranger gestellt. Der Konzern bestritt die Vorwürfe und verwies auf eine für Notfälle bereitstehende Flotte aus Eisbrechern - gleichwohl hat Shell das Bohren in der Arktis laut Greenpeace mittlerweile eingestellt. Und die Großbank Barclays, Preisträgerin 2012, spekuliert inzwischen nicht mehr mit Nahrungsmitteln. »Es ist schwer zu sagen, ob der Entschluss auf unseren Anti-Preis zurückzuführen ist. Aber Fakt ist, dass Barclays sich zurückgezogen hat«, sagt Lilla Lukacs, Sprecherin von Greenpeace Schweiz. Der Umweltverband gehört zu den Trägerorganisationen der »Public Eye Awards«.
Die »Gewinner« nehmen ihren Preis in aller Regel nicht entgegen. Kein Wunder, denn er ist gewiss nicht imageförderlich. Zwar müssen Entscheidungen wie die erwähnten von Shell und Barclays nicht unbedingt kausal mit dem Schmähpreis zusammenhängen, aber vielleicht hat er dabei mitgeholfen, denn die »Public Eye Awards« genießen mittlerweile beachtliche mediale Aufmerksamkeit. Die Kritik an den nominierten Unternehmen gilt als ausgesprochen fundiert; die Informationen werden von einer ganzen Reihe von Nichtregierungsorganisationen zusammengetragen. Ausgelobt wird der Schmähpreis von Greenpeace und der »Erklärung von Bern« - der unabhängige Verein setzt sich seit 40 Jahren für Menschenrechte und gerechtere Beziehungen zwischen Nord und Süd ein.
Über einen Preis entscheidet eine prominent besetzte Jury, der unter anderem die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva, Chee Yoke Ling vom »Third World Network« und die frühere Schweizer Nationalrätin Cécile Bühlmann angehören. Immer wichtiger wird der andere Preis, über den jeder Internetnutzer unter »www.publiceye.ch/de« abstimmen kann. Es beteiligen sich nämlich immer mehr: Gaben im vergangenen Jahr noch knapp 50 000 Menschen ihre Stimme ab, könnte bei der noch bis heute um 9 Uhr laufenden Abstimmung die Marke von 300 000 Teilnehmern geknackt werden.
Nominiert sind insgesamt acht Unternehmen, darunter die Chemiekonzerne Syngenta, Bayer und BASF, deren Pestizide für das Bienensterben mitverantwortlich gemacht werden, aber auch der Weltfußballverband FIFA wegen der Vertreibungen im Vorfeld der Fußball-WM in Brasilien. Derzeit liegt der russische Konzern Gazprom vorne, der in der Arktis nach Öl bohrt und sich weigert, etwaige Notfallpläne offenzulegen.
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