Böse Firmen und Mindestlöhne
Jörg Meyer über Bangladeschs Bekleidungsindustrie
Zehntausende gingen im November 2013 in Bangladesch auf die Straße. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei mit vielen Verletzten. Der Grund war die Bekanntgabe der Höhe des neuen Mindestlohnes in der Bekleidungsindustrie, den Gewerkschaften und Beschäftigte als viel zu gering ansehen. Nach dem Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza im April mit rund 1100 Toten hatte die Regierung eine Kommission ins Leben gerufen, die den neuen Mindestlohn festlegen sollte. Die Gewerkschaften hatten mehr gefordert, aber nicht die Kraft dies durchzusetzen. Nun wurde bekannt, dass die Erhöhungen von der Mehrheit der Arbeitgeber nicht einmal gezahlt werden. Eine Methode ist etwa, dass Arbeiter auf Praktikantenstatus herabgestuft werden, um den Mindestlohn zu umgehen. Die Exportzahlen der Bekleidungsindustrie stiegen derweil stark an.
Dass gestern dem US-Textilriesen GAP am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos einer der nicht begehrten Negativpreise »Public Eye Award« von Nichtregierungsorganisationen verliehen wurde, ist die andere Seite der Medaille. Der Preis geht jährlich an besonders verantwortungslose Unternehmen. GAP wurde geadelt, weil sich das Unternehmen verbindlichen Verbesserungen der Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in den Bekleidungsfabriken konsequent verweigert, lautet die Kritik.
Die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie sind spätestens seit Rana Plaza weltweit bekannt, die Unterzeichnung des internationalen Abkommens über Brandschutz- und Gebäudesicherheit von über 100 großen Kleiderkonzernen war ein wichtiger Schritt, doch Papier ist geduldig. Nun müssen Abkommen und Mindestlöhne auch umgesetzt werden, damit nicht erst das nächste Unglück mit etlichen Toten geschieht, bevor ein nächster kleiner Schritt getan wird.
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