Je weniger, desto besser
Fabian Lambeck über eine Studie, die vor Ausnahmen beim geplanten Mindestlohn warnt
Im großkoalitionären Streit um Ausnahmen beim Mindestlohn ist derzeit kein Kompromiss in Sicht. CSU und Teile der CDU fordern, bestimmte Gruppen wie Rentner, Studenten oder Schüler außen vor zu lassen. Dabei tut man so, als beträfen diese Ausnahmen nur eine kleine Minderheit. Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine Studie des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts zeigt, dass etwa zwei Millionen Menschen betroffen sein würden. Zu recht warnen die Wissenschaftler vor Verdrängungs- und Substitutionseffekten. Man kennt das aus anderen Branchen, wo Unternehmen existierende Vereinbarungen unterlaufen, indem sie etwa über Werkverträge die Dienstleistungen von Beschäftigten einkaufen. Diese externen Mitarbeiter unterliegen weder tarifvertraglichen Regelungen noch Betriebsvereinbarungen.
Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe dürfte die Versuchung groß sein, die Zahlung der ungeliebten Mindestlöhne zu unterlaufen. Denn die dort angebotenen Jobs erfordern oft keine spezielle Qualifikation. So sind Angestellte schnell zu ersetzen. Zudem ist der gewerkschaftliche Organisierungsgrad äußerst gering. Somit ist hier kaum Gegenwehr zu erwarten, wenn die Arbeitgeber tatsächlich zur Tat schreiten. Deshalb gilt: Je weniger Ausnahmen vom Mindestlohn, desto besser.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.