Blitzblanker Hohn
In Regensburg gehört der Unternehmer Götz zu den Honoratioren - bis jetzt jedenfalls
Dem international tätigen Reinigungsunternehmer Karlheinz Götz wurde zuletzt viel Ehre zuteil. Erst bekam er im Herbst 2013 für seine Verdienste um die Stadt Regensburg die renommierte »Matthäus-Runtinger-Medaille« verliehen, Anfang dieses Jahres folgte dann die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse durch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Das Innenministerium würdigte damit unter anderem das »vorbildliche Engagement« des 72-jährigen im »sozialen Bereich« sowie sein »nachhaltiges« Wirken in den »berufsständigen Gremien« für »die Belange des Wirtschaftsraums Regensburg«.
Tatsächlich ist Götz ein engagierter Mann, der bei vielen Vereinen aktiv ist und über beste Kontakte verfügt. Das von Götz aufgebaute Unternehmen beschäftigt international mehr als 15 000 Menschen, mit annähernd 1000 Beschäftigten in Regensburg zählt die »Blitz-Blank K. Götz AG« zu den größten Arbeitgebern der Region. Auf den ersten Blick scheint der gute Ruf des Unternehmers Karlheinz Götz also durchaus gerechtfertigt zu sein.
Spätestens seit die Auszeichnung mit der »Runtinger«-Medaille bekannt wurde, gibt es am Image des Reinigungsunternehmers aber erste Zweifel. Die beiden Stadträte der LINKEN in Regensburg, Richard Spieß und Irmgard Freihoffer, hatten Götz anlässlich der Verleihung kritisiert und das Fehlen von Betriebsräten sowie von Urlaubsgeld oder Sonderleistungen bemängelt. Außerdem habe Götz in der Vergangenheit Mitarbeiter einer eigenen Leiharbeitsfirma an das eigene Unternehmen verliehen, wodurch er den Lohn hätte drücken können. Die Auszeichnung sei unter diesem Umständen »blanker Hohn«, so die beiden Stadträte.
Auch Reinhard Peter, Gewerkschaftssekretär bei Industriegewerkschaft Bau, zeigte wenig Verständnis. »Über diese Ehrung für Herrn Götz kann ich nur den Kopf schütteln und lachen«, erklärte der Gewerkschafter dem Internetportal »Regensburg-Digital«. Götz gehöre, so Peter, in der Reinigungsbranche zu den »wenig Zimperlichen«.
Alexander Götz, Sohn von Karlheinz Götz und mittlerweile Leiter des Unternehmens, wies diese Vorwürfe gegenüber »Regensburg-Digital« zurück. In den einzelnen Tochtergesellschaften würden heute nämlich teilweise Betriebsräte existieren, selbst die Leiharbeiter bekämen einen Stundenlohn von neun Euro und die Beschäftigten dürften auch nicht länger als bezahlt arbeiten, entgegnete Alexander Götz auf die Anschuldigungen gegen das Unternehmen.
Doch inzwischen stehen weitere Vorwürfe im Raum, die dem Ansehen von Karlheinz Götz wenig zuträglich sein dürften. Die Doktorarbeit des an der Universität Ovideo in Spanien promovierten Historikers steht nach exklusiven Recherchen von »Regensburg-Digital« im Verdacht, keine wissenschaftlichen Standards zu erfüllen. Die Arbeit über »Die Entwicklung des Schulwesen in der Oberpfalz und in der freien Reichsstadt Regensburg bis 1810 sowie in Salzburg bis 1816« weise laut »Süddeutscher Zeitung« (SZ) nur wenige Primärquellen auf, Zitate und Quellenverweise fehlen auf manchen Seiten völlig. Mehrere Professoren zeigten sich in der SZ entsetzt über die Promotion, diese sei laut Historiker Walter Fürnrohr »schamlos und skandalös«. Der emeritierte Professor für Geschichtsdidaktik Hans-Michael Kröner von der Ludwig-Maximilian-Universität in München nennt sie in der SZ sogar einen »grenzenlosen Stuss«.
Mit Ausnahme von »Regensburg Digital« wird das Thema in der Domstadt totgeschwiegen, die Lokalmedien ignorieren den Fahl nahezu vollständig. Karlheinz Götz selbst hat - aufgrund seiner vielen Termine - vorerst keine Stellungnahme zu dem Fall abgegeben. Laut SZ ist er derzeit auf Geschäftsreise in Kanada und frühestens Anfang März zurück in Deutschland.
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