Auch Hessen will Castoren aufnehmen
Zwischenlagerung nun theoretisch in drei Bundesländern möglich
Frankfurt am Main. Hessen ist nach Angaben von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir unter Bedingungen zur Zwischenlagerung von Castorbehältern mit Atommüll bereit. »Wir werden das in aller Ruhe klären«, sagte der Grünen-Politiker der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. »Wenn eine fachliche Prüfung am Ende ergäbe, dass es helfen würde, wenn Castoren in Biblis zwischengelagert werden, würden wir uns dem nicht entgegenstellen.« Ein Endlager in Biblis schließt Al-Wazir aber aus, »weil der geologisch am besten geeignete Standort nicht im Rheingraben ist«.
26 Castoren muss Deutschland ab 2015 aus ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen zurücknehmen: Fünf Behälter mit mittelradioaktiven Abfällen kommen aus dem französischen La Hague, 21 weitere mit stark strahlendem Müll aus dem britischen Sellafield. Um Gorleben nicht als Endlagerstandort zu zementieren, hatten Bund und Länder 2013 beschlossen, dass diese Transporte das Wendland nicht anfahren sollen. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg - rot-grün und grün-rot regiert - sind zur Aufnahme bereit, wenn mindestens ein weiteres Bundesland mitmacht. Schwarz-Gelb in Hessen hatte das vor dem Regierungswechsel verweigert.
Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) freute sich am Freitag über die Nachricht aus Hessen: Jahrelang sei es undenkbar gewesen, mit den anderen Ländern diese Frage auch nur zu erörtern. Eva Bulling-Schröter, umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, erklärte gegenüber »nd«, sie begrüße es, wenn Hessen Castoren aufnehme. »Gorleben als Alternative ist untragbar.« Allerdings müsse das Zwischenlager gegen Flugzeugabstürze und panzerbrechende Waffen gesichert werden.
Unterdessen wurde am Freitag bekannt, dass in der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield eine ungewöhnlich hohe Radioaktivität gemessen wurde. Agenturen/nd
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