Renaissance der Innenstädte

Ballenstedt, Bernburg und Stendal - Kommunen in Sachsen-Anhalt suchen Wege, Ortszentren lebendig zu halten

  • Claudia Kusebauch, Magdeburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Innenstädte waren lange Zeit Zentren der örtlichen Nahversorgung. Das hat sich geändert. Heute sind andere Konzepte gefragt, um Menschen in die Stadt zu locken. Ein Bericht aus Sachsen-Anhalt.

Seit 1992 hat das Land Sachsen-Anhalt nach eigenen Angaben rund 2,6 Milliarden Euro Fördermittel in Stadtumbau und Stadtentwicklung investiert. Trotz des Aufwands stehen viele Städte vor der Schwierigkeit, ihre Zentren lebendig und lebenswert zu halten. »Vor allem der Bevölkerungsrückgang und der Bau von Einkaufszentren außerhalb ziehen Menschen aus der Stadt heraus und können sich auf die Attraktivität niederschlagen«, sagt Christoph Haller vom Städtebauförderprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren in Berlin.

Seit 2008 fördern Bund, Länder und Gemeinden gezielt die Entwicklung der Stadtkerne. Aus Sachsen-Anhalt haben inzwischen über 20 Städte Mittel aus jenem Programm in Anspruch genommen. »Es geht darum, die Innenstädte über bauliche Maßnahmen zu Orten des Wohnens, Arbeitens und Lebens zu machen«, sagt Haller.

Dieses Ziel verfolgt Ballenstedt seit Ende 2013 intensiv. Die Gemeinde im Nordharz hat in den vergangenen 25 Jahren 4000 ihrer 10 000 Einwohner eingebüßt. Das Stadtbild prägt eine zwei Kilometer lange Allee, die von der Schlossanlage bergab zum Rathaus führt. »Trotz seiner attraktiven Anlage und Sehenswürdigkeiten wird dieser öffentliche Raum kaum von Einwohnern oder Touristen genutzt. Offenbar fehlen die Anziehungspunkte«, sagt Bürgermeister Michael Knoppik.

Welche das sein könnten, soll nun ein Entwicklungs- und Handlungskonzept analysieren. Die Ansiedlung von Geschäften wird dabei nur ein Aspekt sein. »Zwar haben wir Gewerbeflächen. Diese an Händler zu vermieten, die auch ein Magnet sind, hat sich in den vergangenen Jahren als schwierig erwiesen«, sagt Knoppik. Große Einzelhändler ziehe es an den Stadtrand, wo die räumlichen und logistischen Bedingungen den Konzernvorgaben entsprächen. Vielmehr denkt die Stadt an ein Verkehrskonzept, das die Touristen besser in die Innenstadt lenkt. Diese soll zudem als Wohnort attraktiver werden.

Auf die Innenstadt als Wohnort setzt auch Bernburg bei der Sanierung seiner sogenannten »Talstadt«. »Während der südliche Teil mit seiner Fußgängerzone als Geschäfts- und Ladenzeile gut angenommen wird, haben wir im Norden der Stadt einen hohen Leerstand«, sagt Holger Dittrich von der Stadtverwaltung. Um das zu ändern, macht sich die Stadt eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt zunutze: »Das Wohnen in gut sanierten, schön gelegenen Wohnungen in der Stadt ist wieder gefragt. Dafür ist unsere Nordstadt mit ihren Gründerzeithäusern ideal geeignet«, sagt Dittrich.

Stendal macht seit Jahren gute Erfahrungen damit, seine Innenstadt als Ort des Wohnens, Arbeitens und Lebens zu begreifen. Auch die Stadt in der Altmark hat in den vergangenen 20 Jahren mehrere Tausend ihrer Einwohner verloren. Auch hier gibt es unterschiedliche, teils widerstreitende Interessen von Eigentümern und Bewohnern. »Es war viel Vermittlungsarbeit gefragt«, sagt Georg-Wilhelm Westrum, der die Entwicklung Stendals im Amt für Stadtumbau seit 1992 begleitet. Dabei konzentrierte sich Stendal von Beginn an auf die Modernisierung der Altstadt, baute andere Teile konsequent zurück und sorgte dafür, dass sich die verschiedensten Institutionen in der Innenstadt ansiedeln oder hierbleiben: Gymnasium, Volkshochschule, private Bildungseinrichtungen und Kitas, Stadtverwaltung und Landkreis haben ihren Sitz in der Innenstadt. »Das bringt Leben in die Stadt und natürlich nutzen die Menschen viel eher die Gelegenheit, in die Geschäfte zu gehen«, so Westrum. dpa/nd

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