- Politik
- kommentiert
Progressive Besteuerung ist zwingend!
Martin Ling über die Verteilung des Reichtums in der Welt
Es war nur kurz in den Schlagzeilen: Die reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung halten fast die Hälfte - 46 Prozent - des Weltvermögens in ihren Händen, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung - 3,5 Milliardarden Menschen - gerade einmal soviel ihr Vermögen nennt wie die 85 reichsten Personen der Welt. Zahlen, die von der Nichtregierungsorganisation Oxfam rund um das Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht wurden. Zahlen, die nicht vom Himmel gefallen, sondern Folge einer Deregulierungspolitik sind, die ausgehend von der Reagan-Ära (1981-89) in den USA auf Druck der Banken- und Finanzmarktlobby zum Mainstream wurde - die massiven Steuergeschenke an die Multis und die Besserverdienenden unter der rot-grünen Koalition (1998 - 2005) in Deutschland waren nur ein Ausdruck davon.
Regressive Besteuerung zugunsten der Reichen ist freilich kein Alleinstellungsmerkmal der alten Industriestaaten. Auch viele Schwellenländer und selbst Entwicklungsländer haben sich diesem Kurs angeschlossen. In der Konsequenz fehlt es an Steuereinnahmen, mit denen der von der Marktlogik verschärften Ungleichheit entgegengesteuert werden könnte. Vorausgesetzt es gäbe einen politischen Willen, das überhaupt zu machen.
Allein in den Steueroasen liegen laut Oxfam-Schätzungen 18,5 Billionen US-Dollar. Das Geschäftsmodell wurde nicht in den Cayman-Islands oder den Bahamas entwickelt sondern in London oder New York. Dieses Netzwerk aus Geheimkonten und niedrigen Steuersätzen fördert den illegalen Abfluss von Geldern aus den ärmsten Ländern der Welt. Über dieses Netzwerk tragen selbst die armen Länder südlich der Sahara zu einem Nettokapitalfluss in den Norden bei. Ein Skandal, der es selten in die Schlagzeilen schafft.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.