Werbung

Schadet nicht und hilft doch

Aktuelle Studie im Unternehmensauftrag beleuchtet den Heilmittelmarkt

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Studie des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem zeigt auf, welchen Stellenwert Naturheilmittel in der Bevölkerung haben. Für knapp 80 Prozent der Befragten ersparen sie einen Arztbesuch.

Hilft wenig, schadet aber auch nicht - so könnte man eine landläufige Meinung zu Naturheilmitteln auf den Punkt bringen. Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen fand jetzt heraus, dass die Einstellung zu der relativ großen Produktpalette doch differenzierter - und positiver - ist. Für eine repräsentative Studie fragte er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern in rund 1000 Interviews nach den Gründen für die Anwendung von Naturheilmitteln.

Spitzenreiter bei den Antworten ist die gute Verträglichkeit, es folgen gute Erfahrungen mit den Präparaten, dann die geringen Risiken und die sanfte Heilung. Weitere Argumente sind die Wirksamkeit und bei immer noch 66 Prozent der Befragten die Einschätzung, dass sie darin eine bessere Alternative zu klassischen Medikamenten sehen.

Was verstehen deutsche Verbraucher unter Naturheilmitteln? Vor allem pflanzliche Arzneimittel wie Baldrian und Hausmittel von der heißen Zitrone bis zum Wadenwickel werden darunter zusammengefasst. Auch Gesundheitstees und -bäder sowie homöopathische Globuli nannten über zwei Drittel der Befragten. Auf deutlich weniger Nennungen brachten es anthroposophische Mittel oder solche zur Nahrungsergänzung.

Spitzenreiter bei den Verkaufsorten ist eindeutig die Apotheke, 96 Prozent der Therapiesuchenden fragen dort nach. Es folgen Reformhäuser, Bioläden, Drogerien und das Internet. Immerhin noch 77 Prozent der Interessenten zahlen direkt beim Heilpraktiker. 60 Prozent nehmen entsprechende Angebote in Supermärkten an. Den hohen Nutzungsgrad von Naturheilmitteln in der deutschen Bevölkerung ergaben bereits frühere Umfragen, diesmal kam zusätzlich heraus, dass 78 Prozent der Interviewten der Meinung sind, dass diese Form der Selbstmedikation den Arztbesuch erspart und die Einnahme anderer Medikamente verhindern kann.

Die Umfrage wurde im Auftrag der Dr. Willmar Schwabe GmbH und Co. KG durchgeführt, einem führenden Hersteller pflanzlicher Heilmittel mit Sitz in Karlsruhe. In die Kritik geriet Schwabe durch das Patent auf eine Extrahierung aus der Heilpflanze Pelargonium. Der Pflanzenauszug ist im Erkältungsmittel Umckaloabo enthalten. Das Europäische Patentamt hatte das Patent der Firma von 2007 im Jahr 2010 wieder aufgehoben, da das Herstellungsverfahren schon früher bekannt gewesen sei.

Das Unternehmen will mit der aktuellen Studie auch den Naturheilmittelmarkt insgesamt beleuchten. Bei der Untersuchung von Umsatzwerten aus verschiedenen Quellen, darunter Statistiken aus Apotheken, mussten die Hausmittel ausgespart bleiben. Wasem und Kollegen errechneten einen Marktwert der rezeptfreien pflanzlichen und homöopathischen Arzneimittel, Gesundheitsmittel und Reformwaren von insgesamt 3,3 Milliarden Euro für 2012. Darunter machen die Arzneimittel fast zwei Milliarden Euro aus.

Mehr als 100 000 Arbeitsplätze in Deutschland hängen direkt oder indirekt von diesem Markt ab, das reicht von den Züchtern der Heilpflanzen, über die Hersteller, die Heilpraktiker und Apotheker bis hin zu niedergelassenen Ärzten mit entsprechender Weiterbildung. Allein in der Herstellung kommen auf eine Milliarde Umsatz 9100 meist hoch qualifizierte Arbeitsplätze. In der Pharmaindustrie im Allgemeinen wird eine Milliarde Umsatz an 2750 Arbeitsplätzen erwirtschaftet.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.