Der lange Weg zur Einheit
24 Jahre nach dem Mauerfall klafft zwischen Ost und West eine große Lohnlücke
Berlin. Die Straße der Deutschen Einheit in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt ist übersichtlich. Es ist nur eine kleine Nebenstraße. Der Weg zur tatsächlichen deutschen Einheit dagegen ist lang. Auch fast 24 Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gibt es noch immer große wirtschaftliche Unterschiede zwischen den Regionen in Ost- und Westdeutschland.
Diese wenig erfreulichen Fakten wurden von Politikern der Union im Bundestag weitgehend verschwiegen, als es am Freitag um den Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit ging. Der Bericht verkündet viele gute Nachrichten. Die Tatsachen sehen aber nicht sonderlich rosig aus. So betragen etwa die Einkommensunterschiede zwischen West und Ost im Schnitt etwa 20 Prozent. In einigen Ostbranchen liegen sie bei teils 45 Prozent unter Westniveau. Auch ein Rabatt von 20 Prozent bei einem Einkauf - wie hier auf dem Foto in Wolmirstedt versprochen wird - kann das nicht ausgleichen.
Viele gut ausgebildete junge Leute haben sich ohnehin längst auf den Weg gen Westen gemacht. Denn dort sind in den letzten Jahren viele neue Jobs entstanden, während im Osten Arbeitsplätze verloren gingen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den ostdeutschen Bundesländern seit 1992 um rund 1,2 Millionen zurückgegangen. Im selben Zeitraum stieg die Beschäftigung in Westdeutschland um 1,1 Millionen.
Doch diese Fakten sind für die Große Koalition kein Anlass, die Politik der Vorgängerregierungen gründlich zu überdenken. Union und SPD haben sich längst dafür entschieden, den bisherigen Weg der deutschen Einheit weiterzugehen. Bis dieser womöglich in einer Sackgasse enden wird. avr Seite 4
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