Dank Schmerzen locker zu Bronze
Vom Teenager zur Mutter: Snowboarderin Amelie Kober über ihre drei Olympischen Spiele
nd: Herzlichen Glückwunsch, Sie waren im Riesenslalom noch gestürzt. Nun gewinnen Sie trotz Verletzung Bronze. Hatten Sie damit noch gerechnet?
Kober: Nein, mit gar nichts mehr. Ich kann das noch nicht ganz begreifen.
Sie sind mit einem knöchernen Kapselausriss im Ellenbogen gefahren. Wie schmerzhaft war es denn?
Die Starts, bei denen ich mich ja mit den Armen abziehen muss, waren sehr schmerzhaft. Aber ich habe vorher gewusst, dass ich mich auf Schmerzen einstellen muss. Das hat ganz gut geklappt, auch wenn ich mir hin und wieder gedacht habe, was ich hier eigentlich mache. Das Rennen hat aber wahnsinnig viel Spaß gemacht, weil der Kurs schön zu fahren war.
Wie konnten Sie die Enttäuschung nach dem ersten Rennen so schnell verdrängen?
Normalerweise bin ich sehr nervös vor meinen Rennen. Doch mit der Verletzung wusste ich, dass ich überhaupt nichts zu verlieren hatte. Dementsprechend locker bin ich da runtergefahren.
Wann hat Sie die Nachricht vom Dopingfall Evi Sachenbachers erreicht, und hat Sie das beeinflusst?
Klar haben wir es mitbekommen, aber eigentlich wurde mein Arm den ganzen Freitag lang vom Arzt und vom Physiotherapeuten behandelt. Ich wollte mich außerdem noch auf meinen Wettkampf einstellen, also blieb wenig Zeit, darüber nachzudenken.
Seit gut drei Jahren sind Sie Mutter. Wie hat das die Sportlerin Amelie Kober verändert?
Es hat alles verändert. In Turin war ich Teenager, in Vancouver wurde ich zur Frau, und jetzt bin ich Mutter. Es ändert die Sichtweise auf ganz viele Dinge und erweitert den Horizont extrem. Ich habe das Glück, eine Familie und den Sport zu haben. Wenn ich unterwegs bin, liegt der Fokus ganz auf dem Sport. Wenn ich vom Training nach Hause komme, sehe ich dann die wahren Werte des Lebens.
Haben Sie deswegen bei der Siegerehrung so viel gelacht? Das ganze Brimborium schien Ihnen ganz lustig vorzukommen.
Man kennt das Prozedere irgendwann einfach. Olympia ist aber trotzdem immer wieder etwas Besonderes. Die Spiele waren schon immer ein Kindheitstraum von mir.
Was war für Sie das Besondere an den Spielen von Sotschi?
Wir wohnen im Dorf zusammen mit allen Rodlern und Ski Crossern und noch ganz vielen Freunden von mir. 2006 in Turin war ich quasi mit ein paar Betreuern noch ganz allein da. Ich war 18 und kannte keinen. Bei uns waren kaum andere Sportarten. In Vancouver war das schon besser, weil das Snowboardteam der Frauen schon langsam zusammenwuchs, aber jetzt war es noch einmal viel schöner.
Ist Bronze 2014 mehr wert als Silber 2006?
Sie sind ganz unterschiedlich. Die Medaille vor acht Jahren kam unbedarft ohne viel Nachdenken. Jetzt bin ich in einer ganz anderen Situation. Nach der Geburt meines Kindes noch einmal zurückzukommen, freut mich unheimlich. Die Medaille ist für meinen Sohn.
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