Königsblau gegen die Königlichen

Schalke in der Champions League gegen Real Madrid

  • Thomas Lipinski, Gelsenkirchen
  • Lesedauer: 3 Min.

Natürlich hat Julian Draxler vor dem Spiel der Spiele mit Raúl telefoniert. »Ich hatte Kontakt zu ihm«, berichtete der Jungstar von Schalke 04. Für den 20-Jährigen geht im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid »ein Kindheitstraum« in Erfüllung, ein Anruf beim väterlichen Freund versteht sich da von selbst.

Wem der einstige Weltstar der Königlichen, der gegen Ende seiner Karriere zum Königsblauen wurde, beim Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) die Daumen drückt, wollte Draxler aber nicht verraten. Er genieße »die komfortable Situation, mit beiden Teams fiebern zu können«, sagte Raúl vor dem Duell seiner Ex-Klubs dem Vereinsmagazin Schalker Kreisel. Dem krassen Außenseiter, für den er von 2010 bis 2012 spielte, traut er aber eine Sensation zu. »Besonders in der eigenen Arena, vor dieser verrückten Kulisse, kann Schalke über sich hinauswachsen«, meinte der 36-Jährige: »Und wer weiß: Wenn sie es schaffen, einen Vorsprung mit nach Madrid zu nehmen, haben sie vielleicht eine Chance aufs Weiterkommen.«

In Doha, wo er wenige Stunden zuvor mit Al Sadd gegen den iranischen Klub Sepahan Isfahan in der asiatischen Champions League spielt, wird Raúl vor dem Fernseher verfolgen, wie Draxler und Co. die eigentlich unlösbare Aufgabe angehen. Dass die Chancen gegen den Weltfußballer Cristiano Ronaldo und das königliche Starensemble minimal sind, weiß auch der Schalker Jungstar. »Wir müssen einen perfekten Tag erwischen«, sagte Draxler.

Doch beim Bundesligavierten ist nach dem starken Rückrundenstart mit 13 von 15 möglichen Punkten das Selbstbewusstsein deutlich gestiegen - trotz des mageren 0:0 zuletzt gegen Mainz 05. Eine 0:4-Klatsche, wie sie vor einer Woche Bayer Leverkusen gegen Paris St. Germain erlebte, fürchtet Draxler deshalb nicht: »Ich habe jetzt nicht mehr Angst, weil Leverkusen Seife bekommen hat. Wir sind nicht Leverkusen, wir sind Schalke.«

Wie der Nationalspieler den Königsblauen im Hinspiel helfen kann, muss Trainer Jens Keller entscheiden. Gegen Mainz gab Draxler nach mehr als zweimonatiger Zwangspause ein 25-minütiges Comeback - mit noch deutlichen Defiziten in allen Bereichen. »So lange wie möglich« will Jungstar Draxler nun gegen den Rekord-Europapokalsieger spielen.

Davon habe er als Kind geträumt, verriet er. Bei einem zukünftigen Aufeinandertreffen der Königsblauen und der Königlichen könnte er auf der anderen Seite stehen. »Es ist genauso ein Kindheitstraum, für Real zu spielen«, sagte er.

Gegen den seit 26 Pflichtspielen ungeschlagenen spanischen Rekordmeister ist es die schwierigste Aufgabe, Weltfußballer Ronaldo zu stoppen. Noch ist offen, wer sich um den teuersten Spieler der Welt, der in der laufenden Saison in 32 Pflichtspielen für Real 34 Tore erzielte, kümmern soll. Ob Kapitän Benedikt Höwedes nach seinem Muskelfaserriss rechtzeitig einsatzbereit ist, entscheidet sich kurzfristig. Tim Hoogland, der zuletzt den verletzten Rechtsverteidiger Atsuto Uchida vertrat, wirkte schon in der Bundesliga hin und wieder überfordert.

Die Königlichen wollen auf Schalke endlich ihren Deutschland-Komplex ablegen. Von 25 Spielen in deutschen Stadien gewannen sie nur eins - vor 14 Jahren in Leverkusen. Die letzten sechs Gastspiele verloren sie allesamt. Sportvorstand Horst Heldt gibt nicht viel auf diese Zahlen: »Das ist eine Kack-Statistik.« SID

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