Hinter Hoeneß’ Rücken

Marx’ Wertgesetz

  • Florian Schmid
  • Lesedauer: 2 Min.

Geld scheint ein Eigenleben zu besitzen. Kann das sein? Uli Hoeneß, Geschäftsmann, König einer Wurstfabrik, der außerdem überaus erfolgreich einen internationalen Sportkonzern leitete und zweifelsfrei Herr seiner Sinne ist, weiß nicht so genau, wie viel Geld wo auf welchem Konto wann herumdümpelt und sich munter vervielfacht? Ist das im finanzialisierten Kapitalismus und seinem finanzdominierten Akkumulationsregime ganz normal?

Laut Karl Marx wirken Kapital und Geld hinter dem Rücken der Akteure und werden zum automatischen Subjekt. Dieser Wert verwertende Kapitalfetisch, wie ihn auch die Wertkritiker in Stellung bringen, um das Funktionieren des finanzialisierten und krisenanfälligen Spätkapitalismus zu erklären, ist für gewöhnlich genau dort, wo er hingehört und wo man ihn eben nicht sieht: hinter dem Rücken der Akteure. Aber plötzlich taucht dieses sonst unsichtbare fetischisierte Geschöpf durch den Fall Hoeneß wie von Geisterhand auf und wird für alle, die sich ein bisschen anstrengen und genau hinschauen, sichtbar. Dieser Aspekt der Marxschen Theorie, die Robert Kurz einmal als den »esotersichen Marx« bezeichnete, der im orthodoxen Marxismus kaum eine Rolle spielt, wird plötzlich so handgreiflich wie sonst nie. Verbunden mit dieser Vorstellung des sich selbst als Wert verwertenden Kapitalsfetischs ist seine »innere historische Schranke«. Die hat - etwas vulgär-wertkritisch ausgedrückt - Uli Hoeneß jetzt erreicht. Mal sehen, wann der Kapitalismus in Gänze auch an diesen Punkt kommt.

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