SZ kippt »Russland heute«

Krim-Krise

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Konflikt zwischen dem Westen und Russland wegen der Krim wirkt sich zunehmend auch auf die hiesigen Medien aus. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) die Verlagsbeilage »Russland heute« gestoppt. Bis auf Weiteres werde die monatlich erscheinende Zeitung nicht mehr der SZ beigelegt, teilte die Verlagsleitung mit. »Russland heute« ist ein Ableger der russischen Regierungszeitung »Rossijskaja Gaseta« und liegt seit einigen Jahren weltweit einer ganzen Reihe von Zeitungen bei, so der spanischen »El Pais«, dem »Le Figaro« (Frankreich) und der »Washington Post« (USA).

Gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »taz« begründete der stellvertretende SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach die Entscheidung u.a. damit, dass man angesichts der Krim-Krise befürchte, dass über »Russland heute« eine »parteiische Sichtweise« in die SZ hineingetragen werde. Der SZ lag die Zeitung seit 2010 bei. Offiziell ist sie ein Verlagsprodukt, das wie eine Anzeige bezahlt wird und damit redaktionell vom Rest der SZ getrennt ist.

Die Entscheidung der SZ, die Beilage zu kippen, hat allerdings ein Vorspiel. Mitte vergangener Woche hatte »Zeit-Online« die Zusammenarbeit mit dem freien Autor Moritz Gathmann aufgekündigt. Der Autor hatte erst seit einigen Monaten Texte über die Krise in der Ukraine für »Zeit-Online« geschrieben. Nachdem publik wurde, dass Gathmann auch für »Russland heute« arbeitet, kündigte der Chefredakteur von »Zeit-Online«, Jochen Wegner, an, Gathmann keine weiteren Aufträge mehr zu erteilen. Begründet wurde dies mit einem Verstoß gegen die ethischen Regeln des Verlags. Wer als Mitarbeiter oder Autor für PR-Produkte schreibt, ist für das betreffende Thema bzw. ähnliche Themen im redaktionellen Teil von »Zeit« und »Zeit-Online« auf zwei Jahre gesperrt. Der Medienblogger Stefan Niggemeier warf Wegner daraufhin schlechten Stil im Umgang mit dem Autor vor. Die SZ hätte durchaus einen Entscheidungsspielraum gehabt, zumal Gathmann mittlerweile von sich aus die Arbeit für »Russland heute« beendet habe. jam (mit Agenturen)

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.