Die Frauen arbeiten meist schwarz oder im Minijob

Karin Pape von der International Domestic Workers Federation kritisiert, dass häuslichen Kranken- und Altenpflegerinnen allzu oft jegliche soziale Absicherung fehlt

  • Lesedauer: 3 Min.
150 000 Frauen allein aus Osteuropa betreuen in deutschen Privathaushalten alte oder kranke Menschen. Und das sind nur die offiziell regis-trierten. Karin Pape ist Europa-Koordinatorin der International Domestic Workers Federation, die sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen von Haushaltsangestellten einsetzt. Mit der Wirtschaftswissenschaftlerin sprach Ulrike Henning.

nd: Wen vertritt die International Domestic Workers Federation?
Pape: Wir sind eine globale Gewerkschaft für Hausangestellte, die verschiedene Organisationen zusammenfasst. In Europa arbeiten wir mit den größeren Gewerkschaften zusammen, die neben anderen Berufsgruppen auch Hausangestellte organisieren. Am Rande einer Schulung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wurde 2009 das Netzwerk der Hausangestellten gegründet, aus dem später die Föderation hervorging.

Sie haben vergangene Woche in Berlin auf Veranstaltungen zum Thema Pflegenotstand gesprochen - wo ist die Verbindung?
Es gibt viele fließende Übergänge: Die Arbeit der Hausangestellten kann sich auf die Hauswirtschaft konzentrieren, sie kann aber auch durch Kranken- oder Altenpflege bestimmt sein. Noch allzu oft findet beides im informellen Bereich statt, in Deutschland häufig aus der Not heraus, überhaupt eine Betreuung zu finden und diese bezahlen zu können. Allerdings ist der Pflegebereich in unserer Föderation noch nicht so stark vertreten.

Die bisherigen Möglichkeiten in der Bundesrepublik, ausländische Pflegekräfte etwa über die Minijobzentrale der Bundesknappschaft legal zu beschäftigen, scheinen nicht auszureichen.
Sie reichen auf keinen Fall aus, denn die Bedingungen sind zu schlecht. Wer einen 450-Euro-Job hat, ist häufig auf weitere, dann illegale Beschäftigung, angewiesen. Familien, die Hilfe benötigen, machen sich damit auch strafbar, finden aber keine andere Lösung. Das Haushaltsscheckverfahren (vereinfachte Meldung eines im Privathaushalt beschäftigten Minijobbers zur Sozialversicherung, d. Red.) bietet nur ungenügende soziale Sicherheit. Altersarmut ist durch die niedrigen Pauschalbeiträge (zur Rentenversicherung, d.Red.) - sie sind noch geringer als im normalen Minijob - programmiert.

Wie steht die Bundesrepublik im internationalen Vergleich da?
Hier werden die Frauen meist freundlich behandelt, nicht geschlagen und sie erhalten oft regelmäßig ihren Lohn. Auch der Rechtsrahmen ist nicht schlecht, weil Hausangestellte im Prinzip anderen Arbeitnehmern gleich gestellt sind. Aber die Frauen arbeiten zumeist schwarz, also ohne jede Sozialversicherung, ohne Anspruch auf Krankengeld und Urlaub. Das wird viel zu wenig thematisiert, auch weil viele deutsche Frauen in ihren Familien die Pflege zunächst unentgeltlich leisten. Entsprechend niedrig sind schon die regulären Löhne in der Branche.

Die Ratifizierung der ILO-Konvention über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte durch die Bundesregierung im letzten Sommer reicht also noch nicht aus?
Das war zwar ein überfälliger Schritt, aber es ist nicht so, dass nichts mehr getan werden müsste. Die Konvention muss politisch erst noch wirksam werden, dazu sollten die Gewerkschaften hier eine Politik der offenen Tür machen und den Frauen die Organisierung erleichtern.

Würde die privat organisierte Pflege in den Haushalten nicht zurückgedrängt, wenn in der Branche endlich bessere Löhne gezahlt würden?
Das hängt nicht allein davon ab. Je größer die Unterschiede zwischen arm und reich in einem Land sind, um so mehr Hausangestellte gibt es. In Deutschland beschäftigen vier Millionen Haushalte mindestens einmal pro Woche regelmäßig eine Hilfskraft. Das sind mindestens 700 000 Personen, wobei in diesen Schätzungen nicht unterschieden wird zwischen Haushälterin, Krankenpflegerin oder Klavierlehrer. Wenn es aber um gesundheitliche und altersbedingte Notlagen geht, müssen die Arbeitsbedingungen im Interesse der Bedürftigen besser und flexibler gestaltet werden.

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