Depressionen schlecht behandelt

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Nur jeder vierte Depressionspatient erhält nach neuester Studie eine angemessene Therapie. Arbeitgeber und Gewerkschaften wollen psychischen Krankheiten besser vorbeugen.

Gütersloh. Mehr als die Hälfte der schwer Depressiven würden unzureichend, 18 Prozent sogar gar nicht behandelt, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Gesundheitscheck der Bertelsmann Stiftung. Wie erfolgreich eine Depression behandelt wird, hängt demnach auch vom Wohnort ab. Während im sächsischen Zwickau lediglich 13 Prozent der Menschen angemessen versorgt würden, seien es im nordrhein-westfälischen Münster mit 40 Prozent dreimal so viele.

Die angemessene Behandlung von schweren Depressionen besteht der Studie zufolge aus einer Kombination von Psychotherapie und der Einnahme von Antidepressiva. Nur ein Viertel der Betroffenen wird jedoch auf diese Weise behandelt. Viele Schwerkranke bekämen ausschließlich Medikamente, heißt es. Der Großteil der Patienten erhalte keine oder eine zu kurze Therapie.

Die besten Versorgungsquoten erreichen im Bundesländervergleich Nordrhein-Westfalen und Hessen mit rund 30 Prozent. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt (22 Prozent), Thüringen (20 Prozent) und das Saarland (20 Prozent). Eine Ursache sei das regional unterschiedliche Angebot an Psychotherapeuten sowie psychiatrischen und psychosomatischen Fachärzten. Berlin, Bremen und Hamburg haben der Studie zufolge eine bis zu viermal höhere Therapeutendichte als die ostdeutschen Bundesländer.

Würden Depressionen nicht angemessen behandelt, könnten sie chronisch werden, warnt der Autor der Studie, der Psychologe Martin Härter. Noch gravierender sei die Gefahr von Suizid bei schweren Depressionen. Durchschnittlich nehme sich jeder siebte schwer Depressive das Leben, erklärte der Direktor des Instituts und Poliklinik für Medizinische Psychologie an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Derzeit leiden etwa neun Millionen Deutsche an einer behandlungsbedürftigen Depression, mindestens 15 Prozent von ihnen sind schwer krank.

Um psychischen Erkrankungen vorzubeugen, wollen die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) den Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung stärken. Dies erklärten Alexander Gunkel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der BDA, und DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach auf einer gemeinsamen Veranstaltung am Mittwoch in Berlin, an der auch die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles teilnahm. Unter anderem sollen in allen Betrieben die vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilungen durchgesetzt werden, anhand derer die Arbeitsbedingungen verbessert werden könnten. Arbeitsschutzakteure sollen besser mit den Sozialpartnern zusammenarbeiten und psychisch erkrankten Beschäftigte besser versorgt werden. Lange Wartezeiten in Beratungsstellen oder bei Therapeuten sollen vermieden werden, denn sie erschweren die Wiedereingliederung. epd/nd

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