Bundeswehrband zur Kapitulation gezwungen
Protest gegen Konzert beim Hamburger Hafengeburtstag
Das Konzert der Big Band der Bundeswehr war als einer der »Höhepunkte« der diesjährigen Hafengeburtstagsfeier angekündigt worden. »Es wird eine logistische Herausforderung, aber der Aufwand wird sich lohnen«, so Fregattenkapitän Frank Martin, Leiter der Informationsarbeit des Landeskommando Hamburg. Er versprach ein »einmaliges Konzerterlebnis«. Es sollte zumindest ein außergewöhnliches werden.
Als die Band am Samstagabend gegen 20 Uhr auf einem schwimmenden Ponton vor der HafenCity begann, die ersten gecoverten Hits zu präsentieren, hatten sich gerade einmal 150 bis 200 Zuschauer zusammengefunden. Einige Textzeilen des von den Musikern in Uniform dargebotenen James-Bond-Evergreens »Golden Eye«, in dem von »Spiegelungen auf dem Wasser« und »Tränen« die Rede ist, erwiesen sich als Leitmotiv für die Veranstaltung: Es goss die ganze Zeit in Strömen - und der Auftritt war ein einziger Jammer: Rund 50 Antimilitaristen hatten sich zu dem Mini-Publikum gesellt und mit Trillerpfeifen, Rasseln und Dauersprechchören (»Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt«) dafür gesorgt, dass am Elbufer nur noch spärliche Fragmente des Big-Band-Sounds ankamen. Auf den Transparenten der Demonstranten war »Bundeswehrauftritte stoppen! Kein Werben fürs Sterben« und »Krieg beginnt hier!« zu lesen.
Einige Big-Band-Fans reagierten verärgert und begegneten den Kriegsgegnern mit wüsten Pöbel-Attacken und Rempeleien. Aber die rabiate Schützenhilfe der Wutbürger erwies sich als wirkungslos - ebenso das Großaufgebot der Bereitschaftspolizei, die den Hafenrand abschirmte, ansonsten aber ratlos gegen die friedlichen Proteste wirkte: Kurz vor 21 Uhr - das Konzert sollte ursprünglich mindestens eine halbe Stunde länger dauern -, gaben die Musiker sichtlich demoralisiert auf.
Je expansiver die deutsche Außenpolitik, desto offensiver die »Reklame für den Kriegsdienst und für die Kriege, die von deutschem Boden aus für deutsche Interessen von Wirtschaft und Politik geführt werden«, meint das Bündnis antimilitaristischer Gruppen - darunter »Bildung ohne Bundeswehr« -, das zu der Aktion aufgerufen hatte. »Beim Hafengeburtstag hat die Bundeswehr ihre Mitwirkung 2014 gegenüber den Vorjahren massiv ausgeweitet.«
Kritik äußerten die Antimilitaristen auch am PR-Auftritt der Hip-Hop-Band »Fettes Brot« an der »Heimatfront« anlässlich ihres Besuchs auf der Fregatte Hamburg: »Fühlt Euch zu Boden gedrückt - vor Liebe natürlich«, riefen Dokter Renz, König Boris und Björn gemeinsam ins Mikrofon einer prächtig gelaunten Reporterin des Bundeswehrsenders Radio Andernach, die sie gebeten hatte, »die Kameraden im Einsatz« zu grüßen. »Es ist bedauerlich, dass Musik für Kriegspropaganda instrumentalisiert wird«, kommentierte das antimilitaristische Bündnis die Beteiligung von »Fettes Brot« an der »niedrigschwelligen Maßnahme zur Akzeptanzbeschaffung für deutsche Kriege«.
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