Sanierer mit Engelszungen

Der Ärger um den Limburger Bischofssitz ist noch präsent - nun wird vor Ort wieder gebaut

  • Lesedauer: 3 Min.
31 Millionen Euro gab Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst für seinen neuen Bischofssitz aus und verlor darüber sein Amt. Die anstehende Sanierung des Priesterseminars soll nun anders laufen.

Limburg. Das Bistum Limburg traut sich wieder und will es besser machen als bei dem Fiasko des 31 Millionen Euro teuren Bischofssitz, der Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sein Amt gekostet hat. Dieses Mal sollen 5,13 Millionen Euro in die Sanierung des 1931 eingeweihten Priesterseminars fließen. Das Haus in der hessischen Bischofsstadt wird wegen einer Generalsanierung ab 1. Juli für ein Jahr geschlossen. In dieser Zeit müssen die Nutzer auf andere Häuser in der Diözese ausweichen.

Pfarrer Wolfgang Rösch, während der Bischofsvakanz stellvertretender Verwalter der Diözese, bemüht sich in einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit Engelszungen und einer ausführlichen Dokumentation, die Notwendigkeit der Baumaßnahme zu begründen: »Ja, wir haben Geschichte mit dem Bauen geschrieben und Glaubwürdigkeit verspielt, würden aber Geschichte aufgeben, wenn wir das identitätsstiftende, im Bauhausstil errichtete Baudenkmal Priesterseminar aufgeben würden.«

Dabei greife, sagt Rösch, die Bezeichnung Priesterseminar zu kurz - denn längst sei dies ein beliebtes Tagungshaus, ein Raum für Zusammenkünfte zwischen Priestern und Laien und ein Gästehaus des Bistums geworden. Rösch bittet die Journalisten darum, »uns nicht nur an der Geschichte festzuschreiben«. Er fügt hinzu: »Ich hoffe, dass wir gemeinsam daraus gelernt haben und im Gegensatz zu dem vorherigen Bauvorhaben die kalkulierten fünf Millionen einhalten.«

Regens Christof Strüder, Leiter des Limburger Priesterseminars, weist auf veraltete Standards in Ausstattung, Arbeitssicherheit und Hygiene hin und schildert ein erschreckendes Schadensbild in sämtlichen technischen Bereichen. Nicht nur, dass die zahlreichen Gästezimmer weder Nasszelle noch Toilette hätten - das gesamte Raumkonzept müsse hinsichtlich Funktionalität und Barrierefreiheit geändert werden. Zum Beispiel bekommt das Gebäude jetzt einen Aufzug.

»Die Leitungen für Strom und Wasser sind 80 Jahre alt und in einem desolaten Zustand«, berichtet Diözesanbaumeister Tilmann Staudt. Ähnlich marode seien die Heizung und Energieversorgung, die gesamte Haustechnik und die Küche. Einige Gerätschaften darin seien über 50 Jahre alt. Schimmelbefall in Gästezimmern, Setzungsschäden am Mauerwerk begründen laut Staudt akuten Handlungsbedarf. Das Gebäude bekomme wärmegedämmte Fenster und erhalte eine ökologisch zeitgemäße Brennwertheizung. Verschiedenen Nutzungsbereiche würden voneinander getrennt.

Mit der Sanierung will das Bistum auch eine höhere Auslastung des Seminars erreichen. Schließlich biete das 25 000 Quadratmeter große, parkähnliche Grundstück des Priesterseminars ein attraktives Ambiente. Das Limburger Priesterseminar entstand 1929 bis 1931 nach Plänen der Architekten Dominikus Böhm sowie Hans und Christoph Rummel. Es zählt zu den Kulturdenkmälern in Hessen. 2011 wurde im Haus das Schulungszentrum »Bischof-Blum-Kolleg« eröffnet. Außerdem befindet sich dort das Diözesanarchiv.

Derweil ist noch unklar, wie der neue Bischofssitz auf dem Limburger Domberg künftig genutzt wird. Möglicherweise könne es erste Schritte in der Umbauphase des Priesterseminars geben, sagte Rösch. Für die Zukunft sei wichtig, dass die Residenz angenommen werde. Überzeugende Lösungen benötigten aber Zeit. Agenturen/nd

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