Trainer Pat Cortina bleibt auch in der Krise
Der Deutsche Eishockey-Bund hält am Bundestrainer fest - doch die Position des Präsidenten ist umstritten
Minsk. Als Pat Cortina am Mittwochmittag in den Flieger nach Frankfurt stieg, hatte der Eishockey-Bundestrainer das schlechteste WM-Ergebnis seit fünf Jahren im Gepäck. Sorgen um seinen Job braucht er sich trotzdem nicht zu machen. Noch in Minsk gab es breite Unterstützung aus dem Verband und aus der Liga für den 49-Jährigen.
»Ich denke nach wie vor, dass er einen guten Job macht«, sagte Präsident Uwe Harnos vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB). »Er hat unser Vertrauen, und er hat auch den Vertrag.« Der Kontrakt des Kanadiers als Bundestrainer und Sportdirektor läuft bis 2015. Angesichts der vielen verletzten Schlüsselspieler habe Cortina »aus den gegebenen Umständen das Beste gemacht«. Auch die Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stärkten dem Bundestrainer den Rücken. »Ihm einen Vorwurf zu machen, wäre absolut verkehrt«, sagte Sportdirektor Jiri Ehrenberger vom deutschen Meister ERC Ingolstadt. »Die Trainerfrage sollte man jetzt überhaupt nicht diskutieren.«
Geschäftsführer Peter-John Lee vom Rekordmeister Eisbären Berlin, als Vertreter des sogenannten Kompetenzteams Sport in Minsk, wollte Cortina ebenfalls nicht kritisieren. »Er hat mit den Jungs gut gearbeitet, er kann nicht selbst die Tore schießen«, meinte der ehemalige Stürmer.
Vor allem der Jugendstil des Bundestrainers fand viel Zustimmung. »Er ist das Risiko eingegangen, mit den Jungen anzutreten«, sagte Krefelds Manager Rüdiger Noack, damit sei er »auf einem guten Weg«. Cortina hatte acht Neulinge mit zur WM genommen, darunter das 18 Jahre alte Ausnahmetalent Leon Draisaitl. »Sie können in vier Jahren bei Olympia eine große Rolle spielen«, mutmaßte Lee. Ob Cortina, der das Team auch mit Blick auf die Heim-WM 2017 zusammenstellte, so lange weiter arbeiten darf, ließ Harnos allerdings offen. »Es gibt im Moment keinen Bedarf für Spekulationen«, sagte er.
Mit dem 14. Platz hatte die DEB-Auswahl das schlechteste WM-Ergebnis seit dem Debakel 2009 erzielt, als sie nur wegen der Heim-WM im folgenden Jahr erstklassig geblieben war. Fünf WM-Niederlagen in Folge ohne Punkt waren zudem die längste Misserfolgsserie seit 1991.
In der Weltrangliste rutschte das deutsche Team vom elften auf den 13. Platz ab. Nur die ersten Acht qualifizieren sich in zwei Jahren direkt für die Olympischen Spiele 2018. »Eine ganz schwierige Situation« nannte Harnos die Ausgangslage im Kampf um die Olympiatickets.
Offen ist indes noch, ob der Rechtsanwalt selbst überhaupt DEB-Präsident bleibt. Der 53-Jährige hat angekündigt, bei der Wahl am 17. Juli erneut zu kandidieren. Viele Klubs haben sich jedoch für den langjährigen DEB-Sportdirektor Franz Reindl als neuen Verbandschef ausgesprochen. Der Bronzemedaillengewinner von 1976 macht sich angeblich Gedanken über eine Kandidatur und will in den kommenden Tagen das Gespräch mit Harnos suchen. Der will sich erst nach dem WM-Ende am Montag äußern. SID/nd
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