Russland hat endlich Sieger

Bei Eishockey-WM zählt für enttäuschte Stars nur Gold

  • Kristina Puck, Minsk
  • Lesedauer: 2 Min.

Den Vergleich mit den Olympischen Winterspielen im heimischen Sotschi blockt Russlands Trainer Oleg Znarok unwirsch ab. »Nächste Frage«, grummelte der 51-Jährige mit finsterem Blick. Dennoch geht es für die russischen Eishockeyspieler bei der WM in Minsk vor allem um Wiedergutmachung für die Olympiapleite. Das unerwartete Viertelfinalaus hatte sie im Februar tief in ihrem Stolz verletzt. »Keiner kann es vergessen«, gab Stürmer Viktor Tichonow zu.

Drei Monate später scheint die Sbornaja bei der WM nicht aufzuhalten und greift am Wochenende zum 27. Mal nach dem Titel. Im Halbfinale am Samstag werden die Russen Titelverteidiger Schweden alles abverlangen. Gegen wen nach der famosen Bilanz von acht Siegen in acht Partien der nächste Schritt erfolgt, war Alexander Owetschkin aber ohnehin egal. »Dafür sind wir hier, um Gold zu gewinnen«, betonte der Superstar nach dem ungefährdeten 3:0 über Frankreich.

In weniger als zwei Monaten zauberte Trainer Znarok aus einer Ansammlung von Stars ein taktisch diszipliniertes Team, das bislang 34 Tore schoss (die meisten) und nur 7 Gegentreffer (die wenigsten) zuließ. »Wir haben ein Siegerteam geschaffen - das ist das Geheimnis«, erklärte der gebürtige Lette schon während der Vorrunde. Erst Ende März übernahm der Coach den begehrten Posten von Vorgänger Sinetula Biljaletdinow, der nach dem Aus von Sotschi gehen musste.

Als Stürmer schoss Znarok einst Tore für Landsberg, Freiburg und Heilbronn in der 2. deutschen Liga, nachdem der NHL-Vertrag in Boston wegen mangelnder Englischkenntnisse geplatzt war. Nun ist der Trainer mit deutschem Pass drauf und dran, mit Russland den WM-Titel zu holen.

Extraklasse können die Russen vor allem mit den NHL-Ausnahmekönnern Owetschkin und Jewgeni Malkin aufweisen. »Das Team der Russen ist geprägt von Charakterspielern, die bestimmt sind, zu gewinnen«, urteilte Glen Hanlon, Coach der Heimmannschaft aus Belarus, als er nach der knappen 2:3-Niederlage im Viertelfinale gegen Schweden auf die Russen angesprochen wurde.

Auch die Skandinavier zeigen Respekt. »Sie haben einige außergewöhnliche Spieler«, sagte Joakim Lindström. Dennoch rechnen sich die Schweden selbst gute Titelchancen aus. »Gold ist das Ziel, ich denke, wir haben eine Chance«, stellte Teamkollege Mikael Backlund klar.

Nachdem Olympiasieger Kanada und die junge US-Auswahl die Heimreise antreten mussten, spielen nun ausnahmslos nur noch europäische Nationen um den Titel. Im zweiten Halbfinalduell kommt es zwischen Tschechien und Finnland zu einem weiteren Klassiker. dpa/nd

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