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Revolution beim Hamburger SV

Mitglieder stimmen für die Umwandlung der Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft

  • Kristof Stühm, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Hamburger SV stellt sich komplett neu auf: Die Mitglieder stimmten für die Ausgliederung ihrer Fußballabteilung. Die Fans hoffen auf Millionen von Investoren und Dietmar Beiersdorfer als neuen Chef.

Nach der Horrorsaison ist die historische Revolution beim Hamburger SV perfekt: Der sportlich wie finanziell angeschlagene Bundesligist gliedert seine Profifußballabteilung aus und öffnet sich für Investoren. 86,9 Prozent der 9702 Mitglieder stimmten am Sonntag um 16.33 Uhr für die entsprechenden Pläne der Reforminitiative HSVPlus. Der Klub wird nun völlig umgekrempelt.

Der bisherige Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow steht vor dem Aus. Stattdessen soll Ex-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer an der Spitze der neuen Fußball-AG stehen. Zudem hoffen die HSV-Fans durch die Millionen von Mäzen und Edelfan Klaus-Michael Kühne auf eine bessere Zukunft. »Wir haben jetzt eine historische Chance. Die müssen wir nutzen, um den HSV wieder nach oben zu führen«, sagte HSVPlus-Initiator Otto Rieckhoff. Seine Reform sieht vor, die Lizenzspielerabteilung aus dem Gesamtverein auszugliedern und nach dem Vorbild des FC Bayern in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Danach könnten bis 24,9 Prozent der Anteile an strategische Partner verkauft werden. Den HSV plagen Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro.

Neben dem möglichen »Big Boss« Beiersdorfer, der die sportlichen Geschicke der Hanseaten bereits von 2002 bis 2009 leitete, soll ein Finanzfachmann und Sanierer im neuen zweiköpfigen Vorstand der HSV-Fußball-AG sitzen.

Beim neuen HSV bleibt kein Stein auf dem anderen. »Wir werden keine Kompromisse machen. Es muss Tabula rasa gemacht werden, ein Neuanfang passieren«, sagte Karl Gernandt, designierter Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger.

In drei Jahren soll der HSV wieder um die Europapokal-Teilnahme spielen. »Wir überlassen nichts dem Zufall, sind bestens vorbereitet«, sagte Thomas von Heesen. Der Europapokal-Held von 1983 ist für den Posten des Vizeaufsichtsratschefs vorgesehen. Ex-Spieler Peter Nogly, Klitschko-Vermarkter Bernd Bönte, Dieter Becken und Felix Goedhart sollen das Gremium komplettieren.

Die 9702 anwesenden Mitglieder - nie kamen mehr zu einer HSV-Versammlung - drückten überraschend schnell den Resetknopf. Die befürchtete Mammutsitzung wurde durch eine Veränderung der Tagesordnung verhindert, die Abstimmung über die Ausgliederung vorgezogen. Die Mitglieder feierten alle Beiträge für HSVPlus frenetisch. Zu tief sitzt der Frust über den Niedergang des HSV. Auch Trainer Mirko Slomka hatte sich für die Ausgliederung stark gemacht, um das Team für die nächste Saison nach seinen Wünschen gestalten und neue Spieler holen zu können.

Die HSV-Fußball-AG muss nun ins Handelsregister aufgenommen werden. Dann können die neuen Macher ihre Arbeit aufnehmen. SID/nd

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