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Hunger wird zunehmend zur Waffe

Welthungerhilfe befürchtet wachsende Zahl an humanitäre Nothilfen durch Kriege

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Anteil an Nothilfe wächst, die Arbeit von Hilfsorganisationen in Regionen mit bewaffneten Konflikten aber wird schwieriger. Die Welthungerhilfe stellte am Dienstag in Berlin ihren Jahresbericht vor.

Bewaffnete Konflikte bedeuten für die Bevölkerung oftmals lebensbedrohliche Krisen: Hunger, mangelnde medizinische Versorgung, Verlust des Zuhauses. So sind durch den Bürgerkrieg in Syrien etwa drei Millionen Menschen auf der Flucht, der überwiegende Teil von ihnen lebt in den Nachbarländern. Dort werden sie von Hilfsorganisationen versorgt, im Land selbst sei das nur teilweise möglich, berichtete Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2013 in Berlin. Es fehlten »humanitäre Korridore«, die die Versorgung mit Lebensmitteln möglich machen. »Hunger wird als Waffe genutzt«, kritisierte Dieckmann. Hilfe werde teilweise gezielt verweigert, um die Bevölkerung zu zermürben. Solche Konflikte könnten nur politisch, nicht aber allein mit humanitärer Hilfe gelöst werden, sagte Diekmann und forderte, Deutschland müsse mehr als die jetzt neu zugesagten 10 000 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen.

Weltweit sei die Hilfsorganisation 2013 »mit einer stark steigenden Anzahl humanitärer Notlagen konfrontiert« worden, erklärte Generalsekretär Wolfgang Jamann. »Dieser Trend setzt sich bis heute fort.« Eine wachsende Zahl an Menschen, die dringend auf Unterstützung angewiesen seien, stelle humanitäre Organisationen vor »enorme Herausforderungen«, erklärte die Welthungerhilfe.

Allein in Südsudan seien nach Schätzungen der Vereinten Nationen etwa fünf Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, erklärte die Welthungerhilfe. Präsidentin Bärbel Dieckmann forderte die bewaffneten Konfliktparteien dazu auf, »ihren Verpflichtungen nach internationalem humanitären Völkerrecht verantwortungsbewusst nachzukommen, das Töten von Zivilisten einzustellen und den humanitären Akteuren bedingungslosen und ungehinderten Zugang zur Zivilbevölkerung in den Konfliktzonen zu gewähren«.

Auch die Afrikanische Union sowie die in Südsudan ölproduzierenden Staaten müssten sich stärker an einer Lösung des Konfliktes beteiligen. Nur so könne eine drohende Hungersnot noch abgewendet werden, erklärte Dieckmann. Angesichts der beginnenden Regenzeit müssten die Landwirte auf die Felder, um die Versorgung für das kommende Jahr sicherzustellen. Obwohl in Südsudan angesichts großer Ölvorkommen und fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen grundsätzlich eine Versorgung der Bevölkerung möglich wäre, leben nach 30 Jahren Bürgerkrieg 90 Prozent unter der Armutsgrenze. Etwa eine Million Menschen sind durch die erneuten Kriegshandlungen vertrieben worden, knapp 300 000 Flüchtlinge hätten das Land verlassen, bis Ende des Jahres könnte sich diese Zahl nach Schätzungen der Vereinten Nationen verdoppeln.

In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara gewinnen Extremisten nach Einschätzung der Welthungerhilfe immer mehr an Boden. Die Umstürze in Nordafrika hätten zu einer Militarisierung der Region mit Ländern wie Mali, Niger, Südsudan oder der Zentralafrikanischen Republik beigetragen. »Viele Söldner aus nordafrikanischen Ländern wie Libyen sind dorthin ausgewandert«, sagte Jamann. Eine große Gefahr für die Entwicklungshelfer vor Ort sei neben den bewaffneten Konflikten die zunehmende »Entführungsindustrie«.

Die Spendeneinnahmen der Welthungerhilfe sind nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr leicht auf insgesamt 154,1 Millionen Euro gestiegen. Davon flossen insgesamt 140 Millionen Euro in 355 Auslandsprojekte in 40 Ländern.

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