Bundestrainer in der Kritik

Leichtathleten fordern Absetzung Wolfgang Heinigs

  • Andreas Schirmer, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Superlauf von Homiyu Tesfaye in Rom wird von einer Kontroverse um seinen Trainer Wolfgang Heinig begleitet. Während der Leitende Bundestrainer in der Heimat heftigen Vorwürfen von Athleten ausgesetzt ist, sorgte sein Schüler beim Diamond-League-Meeting über 1500 Meter in 3:31,98 Minuten für Furore. »Das war ein fabelhafter Lauf, ein Quantensprung für ihn«, kommentierte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die Zeit des Frankfurters. Als neue Nummer eins in Europa darf er sogar vom EM-Titel träumen.

»Nun ist er in der Weltspitze angekommen«, sagte sein Trainer Heinig und lobte die kluge Renneinteilung des gebürtigen Äthiopiers, der auf Platz vier lief. »Er ist lange defensiv geblieben und war über die letzten 300 Meter sehr schnell.« Diese Endspurtfähigkeit könnte dem DLV im Finale am 17. August einen krönenden Abschluss der Europameisterschaften in Zürich bescheren. »Homiyu war für uns immer ein Medaillenfavorit«, sagte Kurschilgen.

Allerdings muss sich der Sportchef bei aller Freude auch als Streitschlichter in einer Kontroverse um Tesfayes Trainer einschreiten. In einem Brief erhoben rund 30 DLV-Kadersportler Vorwürfe gegen den Leitenden Bundestrainer für die Disziplingruppe Laufen/Gehen. Darin werden Heinig »mangelnde Kommunikationsfähigkeit«, »gravierende Interessenskonflikte« und ein unangemessener Umgangston vorgehalten sowie seine Absetzung gewünscht. Die Unterzeichner des Briefes blieben anonym.

»Das Meinungsbild der Athleten ist gespalten. Es gibt keine Welle gegen Heinig, sondern es gibt Kritik«, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop. »Ich freue mich, dass wir mündige Athleten haben, die sich zu Wort melden.« Nun wolle man die Differenzen im Dialog mit den Athleten erörtern. Für Donnerstag ist ein Gespräch zwischen Kurschilgen, Cheftrainer Idriss Gonschinska und Athletenvertretern geplant. »Es werden viele Aspekte genannt, die nicht zum Aufgabenbereich eines Leitenden Bundestrainers gehören, dies muss man den Athleten auch klar machen«, sagte Kurschilgen »Ich bin überzeugt, dass wir einen Lösungsansatz im offenen Dialog finden.« Heinig selbst äußerte sich ähnlich.

Derweil konnte Diskus-Olympiasieger Robert Harting in Rom fast zeitgleich einen Doppelsieg feiern. Im Stadio Olimpico gelang ihm mit 68,36 Meter eine persönliche Saisonbestleistung. Wenige Stunden zuvor hatte der 29-jährige Berliner die Nachricht erhalten, dass die von ihm mit initiierte Deutsche Sportlotterie die Lizenz erhalten hat und im September an den Start gehen kann. dpa/nd

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