São Paulo: Rauchbomben gegen Streikposten
Polizisten gehen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Beschäftigte vor / Ausstand der U-Bahnfahrer vor dem WM-Auftakt bringt Millionenstadt an den Rand des Verkehrsinfarkts
Berlin. Am zweiten Tag des unbefristeten U-Bahn-Streiks in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. An der blockierten Station Ana Rosa, einem zentralen Verkehrsknotenpunkt der Stadt, kam es nach Polizeiangaben am Freitagmorgen (Ortszeit) zunächst zu Streit zwischen Streikenden und Pendlern, die die U-Bahn nutzen wollten. Daraufhin gingen die Sicherheitskräfte gegen die Streikposten vor. Einsatzkräfte setzten Tränengas und Schlagstöcken ein, der TV-Sender Globo News zeigte Beamte mit Schutzschilden im Einsatz. Nach lokalen Medienberichten ging die Polizei zudem mit Rauchbomben und Gummigeschosse gegen Streikende vor. Die Station wurde schließlich komplett abgeriegelt. Mit dem seit Donnerstag laufenden Ausstand wollen die Streikenden Lohnerhöhungen von mindestens zwölf Prozent durchsetzen.
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Der Metropole mit ihren 20 Millionen Einwohnern droht wenige Tage vor dem Anpfiff des Auftaktspiels zur Fußball-Weltmeisterschaft am 12. Juni das absolute Verkehrschaos. Am Donnerstag hatte die U-Bahn nur 1,8 Millionen Passagiere befördert und damit nur 40 Prozent der durchschnittlichen Tageskapazität. Auf vielen Linien fuhren die U-Bahnen auch am Freitag nur unregelmäßig. Auf die U-Bahn sind täglich 4,5 Millionen Menschen angewiesen, betroffen sind zudem auch die Linien zum Corinthians-Stadion, wo nach der Eröffnungsfeier am kommenden Donnerstag WM-Gastgeber Brasilien gegen Kroatien antritt. Der Streik könnte die Turnier-Organisatoren zu improvisierten Transportmöglichkeiten für zehntausende Fans zwingen - ein Notfallszenario, das Brasiliens Regierung und der Fußballweltverband Fifa verhindern wollten.
Wegen des Ausstands und eines parallel laufenden Streiks von 75 Prozent der städtischen Verkehrspolizisten bildeten sich am Freitag Rekordstaus mit einer Länge von bis zu 250 Kilometern. Zahlreiche defekte Ampeln und strömender Regen verschärften die Situation auf den Straßen zusätzlich. »Ich werde wieder nach Hause umkehren müssen«, sagte ein Pendler, der in einer langen Menschenschlange auf den Bus wartete. »So komme ich nicht zur Arbeit. Die Metro fährt nicht, und bei diesem Verkehr komme ich auch mit dem Bus unmöglich ans Ziel.« Agenturen/nd
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