Fehlerfestival statt Spektakel

Die Zahlen der Fußball-WM lügen, findet Alexander Ludewig

Der erste Gruppenspieltag dieser WM ist gespielt - und es jubeln die Statistiker. Sie feiern ein Offensivspektakel. In den ersten 14 Turnierspielen fielen 44 Tore, der Schnitt von 3,12 pro Partie liegt damit deutlich höher als bei der WM vor vier Jahren. In Südafrika waren zum gleichen Zeitpunkt 1,64 Tore pro Spiel gefallen.

Die Zahlen lügen! Statt Offensivspektakel und Angriffslust strapaziert das Fehlerfestival in den Abwehrreihen die Tornetze über die Maßen. Und auch auf manch exzellente Einzelleistung folgte ein Torjubel. Aber ein Trend zu einer offensiveren Grundausrichtung der Mannschaften, wie ihn sogar der französische FIFA-Spielbeobachter Gerard Houllier ausgemacht haben will, ist nicht zu erkennen.

Die Niederländer, die im bisher torreichsten Spiel des Turniers Spanien mit 5:1 düpierten, hatten ihre Angriffe meist nur mit zwei oder drei Spielern vorgetragen. Der Rest verrichtete Defensivarbeit. Die Tore fielen nach langen Flankenbällen, Stellungsfehlern der spanischen Abwehr oder einem Aussetzer von Torwart Iker Casillas. Im umjubelten Eröffnungsspiel der WM brauchten die brasilianischen Sieger einen geschenkten Elfmeter, um überhaupt in die Partie zu finden. Auch die weiteren Tore zum 3:1 gegen Kroatien waren nicht das Ergebnis spielerischer Brillanz.

Begeistert war die Fußballwelt nach der ersten Vorstellung der deutschen Mannschaft. 4:0 gegen Portugal! Doch auch die DFB-Elf profitierte bei ihrem Sieg mehr vom gegnerischen Ungeschick als dass er logische Konsequenz drückender Dominanz war: Elfmeter nach einem Foul im Strafraum, verlorener Luftkampf nach einer Ecke, Rote Karte nach einer Tätlichkeit, misslungene Abwehraktion fünf Meter vor dem Tor.

Robin van Persie, Arjen Robben, Neymar, Thomas Müller - natürlich ist es beeindruckend was diese Spieler in Brasilien bislang gezeigt haben. Die WM ist eine der Stars, eine der brillanten Offensivspieler - aber keine, die neue Trends setzt.

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