»Die Krise lebt in mir«
Koeppen-Literaturtage
Mit einer Ausstellungseröffnung haben am Freitag die Wolfgang-Koeppen-Literaturtage in Greifswald begonnen. Das Literaturfestival thematisiert in diesem Jahr die quälenden Schreibkrisen des Autors, der 1906 in Greifswald geboren wurde und mit seinen kritischen Werken »Tauben in Gras« (1951), »Das Treibhaus« (1953) und »Der Tod in Rom« (1954) zu den bedeutendsten Nachkriegsautoren Deutschlands zählt.
Nach seiner großen Romantrilogie lähmten ihn Versagungsängste, und er verzweifelte an der eigenen Unproduktivität, sagte die Leiterin des Koeppen-Literaturzentrums. Erst 1976 erschien mit dem Prosafragment »Jugend« sein nächstes und letztes großes literarisches Werk.
In der Ausstellung »Verzettelt, verschoben, verworfen. Wolfgang Koeppens Schreibkrisen« werden Dokumente gezeigt, die die Schreibqualen Koeppens belegen - Auszüge aus Briefen an seinen Verleger Siegfried Unseld, Reflexionen und Schreibversuche, wie der Mitarbeiter des Koeppen-Archivs, Philip Koch, sagte. Koeppen selbst äußerte sich nach dem wachsenden Druck auf ihn in einem 1975 veröffentlichten Gespräch mit dem Publizisten Heinz Ludwig Arnold: »Aber die Krise sollte man vom Markt verscheuchen . Die Krise lebt in mir. Ich muss mit meinen Gespenstern fertig werden, sterben, wenn ich es nicht schaffe.«
Höhepunkt der sechstägigen Veranstaltungsreihe ist die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Koeppen-Literaturpreises am 23. Juni, Koeppens Geburtstag. Er geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Karl-Heinz Ott. Der Preis wird seit 1998 alle zwei Jahre verliehen. dpa/nd
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